
Freiwilligenagenturen sind in der ehrenamtlichen Geflüchtetenarbeit Netzwerkknoten, Informationsdrehscheibe, Scharniere zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung – zu diesem Ergebnis kam die Studie „Engagement für Geflüchtete im Wandel“, die die bagfa und das DeZIM-Institut im Mai / Juni 2022 unter Freiwilligenagenturen durchgeführt haben. Die Studie beweist, was wir seit 2015, dem „Sommer der Migration“, vermuten und seit der großen Fluchtbewegung 2022 als Folge des Angriffs auf die Ukraine bestätigt bekommen: Es braucht eine engagierte Zivilgesellschaft und die Netzwerke, Erfahrungen und Kompetenzen von Freiwilligenagenturen, um solche humanitären und gesellschaftlichen Herausforderungen nachhaltig bewältigen zu können.
Dabei sind Freiwilligenagenturen nicht nur in den ersten Wochen und Monaten wichtige Player, indem sie akute Nothilfe koordinieren. Wie die Erfahrungen nach 2015 zeigen, braucht es auch nach dem Medienhyp und dem hohen Engagementwunsch Agenturen, die Menschen zum Engagement motivieren, vermitteln und begleiten. Denn Integration ist kein kurzfristiges Projekt, sondern ein langer Prozess.
Typisch für das im ständigen Wandel begriffene Feld der ehrenamtlichen Geflüchtetenarbeit ist eine facettenreiche Engagementpalette: Vom Sortieren einer Kleiderspende über das Bearbeiten einer Website; vom punktuellen Dolmetschen bis zur mehrjährigen Patenschaft, vom Humanität motiviertes Willkommenheißen bis zum politischen Engagement ist alles möglich, jede:r sollte das Passende finden.
Ebenso unterschiedlich sind die Aufgaben von Freiwilligenagenturen: Sie informieren und beraten, vermitteln und koordinieren und setzen Impulse durch eigene Projekte. Mit unserem Wissenspool „Flucht und Migration“ wollen wir neueinsteigenden und erfahrenen Agenturen ermöglichen, das vielfältige Wirken anderer Agenturen kennen und so voneinander zu lernen. Gerne nehmen wir neue Beispiele auf!
Die Inhalte basieren auf den Erfahrungen und Texten des Projektes „Informieren, Vernetzen und Koordinieren: Freiwilligenagenturen in der Flüchtlingshilfe stärken“ (2016), gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und „Teilhabe durch Engagement: Das Engagement von und mit Flüchtlingen stärken – Begegnungen schaffen und Beteiligung ermöglichen“ (2016-2019), gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Die bagfa spricht grundsätzlich alle Menschen als engagierte Bürger:innen an. Nur wenn es die Erfahrung einer Flucht und des Ankommens in Deutschland notwendig macht, eine Differenzierung vorzunehmen, sprechen wir von „Menschen mit Fluchterfahrung“ oder „Geflüchteten“. Für die Auseinandersetzung mit Zuschreibungen über Sprache empfehlen wir das Diskussionspapier „Wider den Begriff ‚Flüchtling‘“ der Heinrich-Böll-Stiftung.
Die Aktualisierung und Erweiterung der Texte hat Gabi Klein von der Kölner Freiwilligen Agentur e.V. übernommen.