Wie Projekte von Freiwilligenagenturen den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.
Wo sich Menschen engagieren, findet häufig Begegnung statt. In selbstorganisierten Nachbarschaftscafés kommen unterschiedlichste Menschen zusammen. Durch Patenschaften werden Chancen für Integration und Mitgestaltung erhöht. Ehrenamtlich getragene Lernangebote unterstützen benachteiligte Kinder und Jugendliche, Freiwillige nehmen auf Stadtteilführungen Themen wie Klima, Nachhaltigkeit oder Demokratie in den Blick.
Die Liste an Beispielen lässt sich noch lange weiterführen. Was ihnen gemeinsam ist: Das bürgerschaftliche Engagement in solchen Projekten stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt. Freiwilligenagenturen sind Meisterinnen in der Umsetzung solcher Projekte. Daher wurden bei dem Innovationspreis 2023 unter dem Motto „Zusammenringen – Zusammenbringen – Zusammenwirken“ Projekte von Freiwilligenagenturen gesucht, die durch bürgerschaftliches Engagement den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.
Im Jahr 2023 erreichten uns 21 Bewerbungen. Gemeinsam zeigen sie, wie bunt und vielfältig die Projekte von Freiwilligenagenturen den gesellschaftliche Zusammenhalt vor Ort stärken.
Die Jury bestand in diesem Jahr aus echten Expert:innen im Thema “Gesellschaftlichen Zusammenhalt”. Cathrin Heinrich ist Geschäftsführerin der Stiftung Bürgermut, welche derzeit das Projekt “OpenTransfer Zusammenhalt” umsetzt. Dr. Holger Backhaus-Maul von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg forscht seit vielen Jahren zu Freiwilligenagenturen und ist außerdem im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) tätig. Außerdem dabei war Henning Baden von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE), die in diesem Jahr mit dem Förderprogramm “transform_D” unter anderem einen Schwerpunkt auf Zusammenhalt legte.
Die vollständige Dokumentation zum bagfa-Innovationspreis 2023 finden Sie hier als PDF zum Download.
Bei einer digitalen Jurysitzung am 12. Dezember 2023 wurden die von Freiwilligenagenturen aus ganz Deutschland eingereichten Bewerbungen gesichtet, ausführlich diskutiert und bewertet. Nach intensiver und leidenschaftlicher Diskussion legte sich die Jury auf 6 Gewinnerprojekte fest – eine Entscheidung, die nicht leichtfiel. Diese sechs Preisträger:innen wurden am 14. Dezember 2023 bei einer feierlichen Preisverleihung verkündet und mit jeweils 1.500 € ausgezeichnet.
Die EhrenamtsAgentur Weimar – „SchülerInnen freiwillig im Einsatz“
Einen Tag vor den Sommerferien engagieren sich hunderte Schüler:innen in verschiedenen Einsatzstellen im sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereich – und das seit 15 Jahren beim Schülerfreiwilligentag in Weimar. Gefördert von der Thüringer Ehrenamtsstiftung findet der Freiwilligentag landesweit statt – Weimar zeichnet sich dabei durch hohe Teilnahmezahlen aus: 400 Schüler:innen waren etwa 2023 mit dabei. Dabei lernen sie niedrigschwellig Engagement kennen und begegnen Menschen aus verschiedenen Teilen und Altersgruppen der Gesellschaft.
Stiftung Gute-Tat München & Region – „Anlaufstelle Laptop-Spenden“
Laptops für Menschen, die sie wirklich brauchen: Das steckt hinter der „Anlaufstelle Laptop-Spenden“ der Stiftung Gute Tat München & Region. Mittels einer Anschubfinanzierung wurde eine Koordinierungsstelle eingerichtet, bei der Laptops verlässlich abgegeben, durch Freiwillige aufbereitet und anschließend an soziale Organisationen verteilt werden. Verschiedenen Zielgruppen mit entsprechendem Bedarf wird so digitale Teilhabe, etwa an Bildungsangeboten, ermöglicht.
Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V. – „Talentwerkstatt Styrum“
Hinter der Talentwerkstatt Styrum verbirgt sich ein Begegnungsort im gleichnamigen Stadtteil in Mülheim an der Ruhr. Hier bringen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung ihre Fähigkeiten ein und setzen verschiedene Projekte und Angebote um: eine Fahrradwerkstatt, ein Sprachsalon oder Theaterworkshops mit Schüler:innen der naheliegenden Gesamtschule. Dieser „Maker-Space für Engagement“ entsteht im Austausch mit den Menschen, die sich engagieren möchten. Außerdem kooperiert das Projekt mit verschiedene Partner:innen aus dem Stadtteil.
Freiwilligenzentrum für Stadt und Landkreis Gießen e.V. – „Café Nachtlicht“
„Wo neues Engagement und Förderung mentaler Gesundheit zusammenfinden“, so lautet das Motto des Café Nachtlicht. Immer Samstag eröffnen Freiwillige hier einen Raum für Gäste mit oder ohne psychische Erkrankungen. In zwei Schichten stehen die Engagierten als Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Damit ist das Café für ein niedrigschwelliger Treffpunkt für alle die einsam sind, jemanden zum Reden brauchen oder sich in Krisensituationen befinden. Das Projekt läuft in Kooperation mit dem sozialpsychatrischen Dienst Gießen, der den Gästen auch weiterführende Unterstützung bietet.
Kölner Freiwilligen Agentur e.V. – „LeseWelten: Gutes Tun mit 26 Buchstaben“
Das nächste Gewinnerprojekt feiert ein Jubiläum: Schon seit knapp 20 Jahren bietet das Projekt „LeseWelten“ Vorlesestunden von Freiwilligen für Kölner Kinder an. Hierbei sind rund 160 Vorleser:innen an verschiedensten Orten in der Rheinmetropole präsent: Kitas, Schulen, Bibliotheken, aber auch in Unterkünften für Geflüchtete oder Museen. 2024 startet außerdem ein weiterer Baustein der LeseWelten: Mit einem Kinderrechte-Projekt im offenen Ganztagsangebot wird den jungen Menschen Demokratie und Beteiligung nähergebracht.
ASB Zeitspender-Agentur Hamburg – “Pfoten-Buddies: Unterstützung für Mensch und Tier”
Gerade für ältere und einsame Menschen ist das Haustier essenziel – und genau hier setzen die „Pfoten-Buddies“ an: Freiwillige unterstützen in dem Projekt Tierbesitzer:innen in schwierigen Situationen, etwa bei Krankenhausaufenthalten oder bei der Begleitung zum Tierarzt. Damit verhindern die Engagierten, dass ein Tier ins Heim gegeben werden muss. Gleichzeitig kommen die Freiwilligen mit den älteren Menschen ins Gespräch, bekämpfen Einsamkeit oder unterstützen mit Verweisberatung vor Ort.
Ein Preis für Freiwilligenagenturen Mit dem Innovationspreis zeichnet die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) seit nunmehr siebzehn Jahren Freiwilligenagenturen aus. Angeregt wurde der Innovationspreis durch die Stiftung Apfelbaum, die seither die Preisgelder ermöglicht. Ausgezeichnet werden Ansätze und Projekte von Freiwilligenagenturen, die in ungewöhnlicher und beispielgebender Weise zum Engagement der Bürger:innen vor Ort motivieren, es entwickeln, stärken und ausbauen. Durch jährlich wechselnde Themensetzungen beleuchtet der Innovationspreis die unterschiedlichen Arbeitsbereiche und zeigt das Panorama des kreativen Schaffens von Freiwilligenagenturen.