Jubeln geht auch digital – sechs Freiwilligenagenturen freuen sich über einen besonderen Preis
Bürgerschaftliches Engagement lässt sich am besten fördern, wenn der geballte Wissens- und Erfahrungsschatz dazu zirkuliert. Ureigenes Tagesgeschäft von Freiwilligenagenturen ist es daher, Informationen, Erfahrungen und Ideen auszutauschen, zu vermitteln und zu kreieren. Sie regen Vernetzung an und ermöglichen Austausch – in den eigenen Reihen, in den Einsatzstellen, in der Engagementlandschaft und auch darüber hinaus. Wie es Freiwilligenagenturen gelingt, diese Aufgaben bestmöglich zu erfüllen, wollte die bagfa mit dem Innovationspreis 2021 näher in den Blick nehmen.
Gefragt waren alle kleinen Kniffe und großen Tipps und Tricks, die zeigen, wie man Kanäle aufbaut, Austausch ankurbelt, Interaktion initiiert, Akteure zum Reden und Informationen und Erfahrungen in Bewegung bringt – am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit den richtigen Methoden.
Bei einer feierlichen digitalen Preisverleihung wurden nun, am 6. Oktober 2021, die diesjährigen Gewinner:innen gekürt, die allesamt zeigen, wie das „Tauschen, Teilen und Verbreiten“ in der Praxis aussehenund funktionieren kann.
Thematisch eingestimmt wurden die Gäste der Preisverleihung in diesem Jahr mit einer besonderen Talkrunde, in der die Jury zunächst Rede und Antwort stand und spannende Impulse lieferte, welche Faktoren in Bezug auf Wissenstransfer, Austausch und Vernetzung besonders wichtig sind. In der Jury vertreten waren Eva-Maria Antz (antz-dialog.de), Svenja Mix (lagfa Schleswig-Holstein & Mix malt – Visualisierungen), Tobias Oertel (zukunft zwei & youvo.org) sowie Katja Jäger (betterplace lab).
Insgesamt gab es 9.000€ zu vergeben. Die bagfa dankt herzlich der Stiftung Apfelbaum und ihrem Stifter Dr. Hans-Martin Schmidt für die Anregung des Preises und die Bereitstellung der Preisgelder.
Die Gewinner:innen des bagfa-Innovationspreis 2021
Vier Freiwilligenagenturen wurden mit dem Hauptpreis ausgezeichnet und freuen sich über ein Preisgeld von je 2.000€:
Freiwilligen-Agentur Bremen – Aktivoli vor Ort
Die Freiwilligen-Agentur Bremen nutzte 2021 die Gelegenheit, aus der bisherigen Freiwilligenbörse ein dezentrales Format zu machen, bei dem über 75 Organisationen über die gesamte Stadt verteilt die Möglichkeiten von Engagement präsentierten. Durch besonderes Kommunikationsmaterial, z.B. einen Engagement-Stadtplan, einen Pilgerpass oder den Hashtag #dubistbremen, war die Veranstaltung in der Stadtgesellschaft sehr präsent. Das dezentrale Format sorgte sowohl im Vorfeld als auch am Tag selbst für eine stärkere Verbundenheit und Vernetzung unter den beteiligten Organisationen. Zudem ist es durch das neue Konzept gelungen, die Qualität der Engagementberatungen und Gespräche zwischen Organisationen und Besucher:innen zu steigern. Mehr Infos hier.
Kölner Freiwilligen Agentur – Forum für Willkommenskultur – ein Kooperationsprojekt mit dem Kölner Flüchtlingsrat
Bereits 2015 gründeten die Kölner Freiwilligen Agentur und der Kölner Flüchtlingsrat das Forum für Willkommenskultur. Als Anlaufstelle für Akteure in der Geflüchtetenarbeit sorgt es für die stadtweite Vernetzung von Willkommensinitiativen und hat sich seither stetig weiterentwickelt und fest etabliert. Das Forum organisiert u.a. Austauschtreffen, BarCamps, eigene Engagementbörsen und ist über einen Rundbrief sowie eine Podcast-Reihe medial präsent. Ziel ist die Vernetzung, Qualifizierung und Beratung von Engagierten in der Geflüchtetenhilfe, die wiederum ihr Knowhow als Erfahrungsexpert:innen zurück in das Forum tragen. Auch Menschen mit Fluchthintergrund sind aktiv in das Forum eingebunden und teilen dort ihre Expertise. Zudem werden mit dem Forum wichtige Brücken zwischen der Engagementwelt zu Verwaltung und Politik gebaut. Mehr Infos hier.
Landkreis Leer, Stabsstelle Ehrenamt und Freiwilligenagentur – Bündnis für Respekt
Im Landkreis Leer ist ein Bündnis zum Thema Respekt im Ehrenamt entstanden, das durch eine Videoreihe mit Statements verschiedener Akteure zum Leben erweckt wurde. In den mehr als 80 Videos wird ein solidarisches Zeichen für respektvolles Miteinander gesetzt. Besonders im Fokus standen Engagementwelt und ehrenamtliche Einsatzkräfte, nachdem sie leider zum Teil von Übergriffen und Gewalt betroffen waren, auch in den Sozialen Medien. Zu Wort kommen viele Ehrenamtliche und Menschen aus der Engagementwelt, aber auch aus Kommunen, Politik und Unternehmen sind starke Stimmen vertreten. Die Videos werden über die Sozialen Medien verbreitet und tragen so das Thema Respekt und Solidarität in eine breite Öffentlichkeit. Mehr Infos hier.
Freiwilligenagentur Magdeburg – Initiative Weltoffenes Magdeburg
Die Freiwilligenagentur Magdeburg e.V. ist Mitgründerin der Initiative Weltoffenes Magdeburg, mit inzwischen mehr als 80 beteiligten Organisationen aus der Magdeburger Zivilgesellschaft, die sich als Bündnis für Toleranz, Demokratie und Weltoffenheit zusammengeschlossen haben. Die Initiative organisiert die jährliche stadtweite Aktionswoche „Eine Stadt für alle“, mit vielfältigen Veranstaltungen, Aktionen, Demos, Konzerten und mehr. Die Freiwilligenagentur greift als Koordinatorin auf ihre bestehenden Netzwerke zurück und erweitert den Kreis der Partner:innen im Rahmen der Aktionswoche stetig. Der Initiative ist es zudem gelungen, zivilgesellschaftliche Akteure ganz unterschiedlichen Profils für ein gemeinsames Anliegen zu vereinen und zusammen ein Statement für Zusammenhalt, Toleranz und Akzeptanz zu setzen. Mehr Infos hier.
Zwei weitere Freiwilligenagenturen wurden zudem mit einem Anerkennungspreis in Höhe von 500 Euro ausgezeichnet:
Berlin Impact Crew (vertreten durch die oskar I freiwilligenagentur lichtenberg)
Berlin ImpactCamp
In Berlin haben sich sechs Freiwilligenagenturen aus verschiedenen Bezirken zur Berlin Impact Crew zusammengeschlossen, um sich gemeinsam dem Thema junges Engagement zu widmen. Zusammen organisieren sie (digitale und analoge) ImpactCamps für junge Menschen ab 15 Jahren zu unterschiedlichen Themen (z.B. Umwelt und Naturschutz oder Anti-Rassismus) und mit diversen Gästen. Die Veranstaltungen finden im bekannten BarCamp-Format statt, das sich für die junge Zielgruppe, die bislang eher wenig Zugang zum Engagement hat, besonders gut eignet. Durch die Kooperation bündeln die beteiligten Freiwilligenagenturen ihre Ressourcen und gehen gemeinsam neue Wege in der (digitalen) Zusammenarbeit. Dadurch wird auch neues Wissen zurück in die einzelnen Freiwilligenagenturen getragen. Mehr Infos hier.
Freiwilligen-Zentrum Augsburg – FZ 2030
Das Freiwilligen-Zentrum Augsburg hat einen großen internen Diskussionsprozess zur strategischen Planung & Ausrichtung des Freiwilligen-Zentrums bis 2030 initiiert und durchgeführt. Ausgehend vom Leitbild, wurde gemeinsam mit allen freiwilligen und hauptamtlichen Mitarbeiter:innen ein langfristiger Strategieplan entwickelt, der sowohl das organisationsinterne Selbstverständnis stärkt als auch für bessere Orientierung und strategische Verortung nach außen sorgt. Durch ein breit aufgesetztes Verfahren wird hier der Wissensaustausch und das Wissensmanagement des Freiwilligen-Zentrums verbessert. Mehr Infos hier.
Die vollständige Dokumentation zum bagfa Innovationspreis 2021 finden Sie hier (PDF).
Ein Preis für Freiwilligenagenturen
Mit dem Innovationspreis zeichnet die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) seit mehr als fünfzehn Jahren Freiwilligenagenturen aus. Angeregt wurde der Innovationspreis durch die Stiftung Apfelbaum, die seither die Preisgelder ermöglicht. Ausgezeichnet werden Ansätze und Projekte von Freiwilligenagenturen, die in ungewöhnlicher und beispielgebender Weise zum Engagement der Bürger:innen vor Ort motivieren, es entwickeln, stärken und ausbauen. Durch jährlich wechselnde Themensetzungen beleuchtet der Innovationspreis die unterschiedlichen Arbeitsbereiche und zeigt das Panorama des kreativen Schaffens von Freiwilligenagenturen.