Impulspatenschaften

Foto: Marcus Andreas Mohr, Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.

Impulse für Integration und Teilhabe: Nach dem Vorbild der Ankommenspatenschaften Begegnung ermöglichen und Einstiege in das Engagement erleichtern

Patenschaften sind eine beliebte Form des Engagements. Viele Freiwillige empfinden sie allerdings als anspruchsvoll: Jemanden persönlich und längerfristig zu begleiten verlangt Einiges. Stets sind daher Wege gefragt, die die Konstellation von Patenschaften leichter zugänglich machen. Dies galt erst recht angesichts der Fluchtmigration 2015/ 2016, als es zudem geboten war, eine besonders große Zahl von Menschen zu unterstützen.

So entstand im Jahr 2016 das Modellprojekt „Ankommenspatenschaften“. Beantragt im Rahmen des Programms „Menschen stärken Menschen“, unterstützte es drei Jahre lang geflüchtete Menschen. Der niedrigschwellige Ansatz sah vor: Freiwillige treffen sich mit Geflüchteten zunächst drei Mal, für eine konkrete Aktivität, zu einem bestimmten Bedarf.

Die begleitende Evaluation zeigte, dass der Plan aufging. Tatsächlich wagen viele Freiwillige es so eher, sich einzubringen. Gelingt das Miteinander, entstehen oft längere Kontakte. Es braucht einen anfänglichen Impuls, um Entwicklungen anzuregen. Aber auch kürzere Begegnungen bleiben wertvoll.

Seit Anfang des Jahres 2019, mit Beginn der neuen Förderperiode des Programms „Menschen stärken Menschen“, wird dieser Ansatz weiterverfolgt. Die „Impulspatenschaften“, so der Name des neuen Projekts, beziehen nun aber auch weitere benachteiligten Gruppen ein, z.B. Menschen aus sozial prekären Lagen, mit Behinderung oder alleinerziehende Eltern. Auch in der Corona-Hilfe wurden Impulspatenschaften als Format eingesetzt. Stets erlaubt die Vorgabe von zunächst drei Treffen ein Kennenlernen und einen niedrigschwelligen Einstieg. Ohne dass weitreichende Verpflichtungen am Anfang stehen, ist später ein Übergang zu umfassenderen Formen der Begleitung möglich.

Das Angebot versteht sich so als Ergänzung zu den gängigen Patenformaten sowie als Baustein für Integration und Teilhabe. Seit 2019 wurden jährlich um die 2.000 Impulspatenschaften gestiftet, 2024 sind vorerst 2.300 geplant. Etwa je zur Hälfte werden sie Menschen mit Fluchthintergrund und Menschen aus anderen benachteiligten Lebenslagen unterstützen. 22 Freiwilligenagenturen, in Großstädten wie in ländlichen Regionen, setzen das Projekt um, angepasst auf konkrete Bedarfe und Gegebenheiten vor Ort.

Das Projekt “Impulspatenschaften” wurde für die Förderperiode von 2019 bis 2021 evaluiert. Eine entsprechende bagfa-Analyse ist hier zu finden. Der niedrigschwellige Zugang fand sich bestätigt. Um nur einen Einblick zu geben:

In einer Umfrage unter Impulspat:innen im Projekt würden 94 % eine Impulspatenschaft als Einstieg in ein freiwilliges
Engagement weiterempfehlen bzw. haben dies schon getan.

90 % der Impulspat:innen stimmten jeweils den folgenden Aussagen zu: „Es war für mich leicht, dieses Engagement in meinen Alltag einzubauen.“ Und: „Ich habe erkannt, dass man auch mit wenig Einsatz viel erreichen kann.“

Wie das Angebot aufgenommen wird, zeigt auch stellvertretend eine Äußerung einer Freiwilligen:

„Ich fand die Idee mit den drei Treffen wirklich gut, gerade für den Fall, dass es nicht so gut gepasst hätte. Ich verstehe mich aber wirklich gut mit der Person, die ich vermittelt bekommen habe. Da bei ihr das Problem die Sprachkenntnisse sind, wollen wir uns einmal pro Woche treffen. Bisher haben wir uns drei Mal getroffen, und von mir aus machen wir das einfach so weiter.“ (Impulspatin)

Eine Kollegin einer beteiligten Freiwilligenagentur fasst ihre Erfahrung mit dem niedrigschwelligen Ansatz so zusammen:

„Wir sind nach wie vor von dieser niederschwelligen Art des Engagementeinstiegs voll überzeugt. Denn eine Patenschaft ist bei vielen erst einmal eine lange Verpflichtung, und davor scheuen immer mehr Menschen zurück. Haben die Engagierten jedoch eine konkrete Person kennen gelernt, sind diese Bedenken schnell vorbei.“ (Projektleitung Freiwilligenagentur)

Auch die “Ankommenspatenschaften”, die nur Geflüchtete einbezogen hatten, waren evaluiert worden, ausführlich hier nachzulesen in der entsprechenden „bagfa-Analyse“. Auch damals hatten mehr als neun von zehn Freiwilligen eine Ankommenspatenschaft als Einstieg in ein freiwilliges Engagement empfehlen bzw. hatten das schon getan. Die umsetzenden Freiwilligenagenturen selbst bewerteten den besonderen Zugang ebenso positiv: Alle gaben an, er sei eine wichtige Ergänzung des Spektrums an Engagementmöglichkeiten in der Geflüchtetenhilfe. Bei den „Ankommenspatenschaften“ hatten insgesamt 35 Freiwilligenagenturen über 7.500 Ankommenspatenschaften für geflüchtete Menschen zusammengeführt.

Einige Einblicke aus den „Ankommenspatenschaften“ sind auch in einer Broschüre wiedergegeben, die die bagfa e.V. in einem Kooperationsprojekt gemeinsam mit dem Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands (ehemals Initiative Bürgerstiftungen) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. erarbeitet hat. Zu der Broschüre “Patenschaften verbinden Geflüchtete und Einheimische” gelangen Sie hier.

Folgende Freiwilligenagenturen sind im Jahr 2024 beteiligt:


Kontakt:
Bernd Schüler
Tel.: 030 – 27 01 21 35
bernd.schueler@bagfa.de