Standortbestimmung und Know-how

Bunte beschriebene Zettel hängen an einer Pinnwand. In der Mitte steht Interkulturelle Kompetenz.
Foto: bagfa e.V.

Die ehrenamtliche Geflüchtetenarbeit ist ein weites, lebendiges Engagementfeld. Sie steht in direkter Abhängigkeit von der internationalen, bundesdeutschen und kommunalen Politik und ist eng verknüpft mit anderen Themen wie z.B. Klimaschutz, bezahlbarem Wohnraum, gesellschaftlichen Machtverhältnissen, Antirassismus und Antisemitismus oder der Black Live Matters-Bewegung. Das Engagement zeigt sich in vielfältiger Form: von selbstorganisierten Nachbarschaftsinitiativen über politischen Aktivismus, von Kirchengemeinden bis hin zu Wohlfahrtsverbänden. Eins sticht hervor: Die ehrenamtliche Geflüchtetenarbeit ist in den letzten Jahren von einer rasanten Entwicklung gekennzeichnet.

Also genau das Richtige für Freiwilligenagenturen! Als Vermittlungs-, Beratungs-, Vernetzungs- und Projektentwicklungsstellen können sie an vielen Stellen dieses gesellschaftlich wichtige Feld mitgestalten.

Einige Freiwilligenagenturen sind schon seit Jahren aktiv, andere starten grade. Eine Auseinandersetzung mit folgenden Fragen kann bei der Arbeit hilfreich sein, für manche zum Einstieg in die Arbeit, für andere im Prozess der Selbstvergewisserung im Laufe der Tätigkeit.

Leitfragen beim Blick auf das Umfeld

  • Welche Organisationen / Initiativen vor Ort sind bereits in der ehrenamtlichen Geflüchtetenarbeit aktiv? Was bieten sie an? Wie werden diese Angebote angenommen?
  • Welche Netzwerke gibt es lokal und überregional? Welche gesellschaftlichen Akteure sind in diesen Netzwerken vertreten, welche fehlen? Wie kommen wir in Kontakt mit Willkommensinitiativen, Migrantenorganisationen, Beratungsstellen, Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden, Unternehmen und der Kommune?
  • Wie werden die Themen „Flucht und Asyl, Partizipation und Zusammenleben“ in unserer Gemeinde, Stadtrat, Medien diskutiert? Wie ist die Stimmung in welchen Gruppierungen / Milieus / Parteien? Wo gibt es Signale der Solidarität mit Geflüchteten, wo Abschottungstendenzen?
  • Wie kann ehrenamtliches Engagement die gesellschaftliche Teilhabe von geflüchteten Menschen verbessern? Wie kann es das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Fluchterfahrungen fördern?
  • Wie bekommen wir einen Überblick über die Situation von geflüchteten Menschen vor Ort? Welche ehrenamtliche Unterstützung wünschen sie sich, welche Bedarfe werden von anderen Stellen genannt, wie wollen sie sich selbst engagieren? Wo gibt es Selbstorganisationen von Geflüchteten, die uns hierzu beraten können?
  • Welche Unterstützung, Information oder Vernetzung benötigen Freiwillige für ihr Engagement? Was wird davon schon angeboten, was braucht es noch?

Leitfragen beim Blick auf die eigene Organisation

Wer neu in die ehrenamtliche Geflüchtetenarbeit einsteigt, kann sich anhand folgender Fragen selber positionieren. Dies kann gerade bei einem so komplexen und politischen Arbeitsfeld den Blick nach Innen und das Profil nach Außen schärfen

  • Warum wollen wir in die ehrenamtliche Geflüchtetenarbeit einsteigen? Was ist der Anlass und was ist unser Ziel?
  • Welche Ressourcen, Kompetenzen, Netzwerke im Bereich Flucht und Migration haben wir schon, welche benötigen wir?
  • Wir haben die Kompetenzen im Bereich Engagement, wer hat Kompetenzen in der Geflüchtetenarbeit, wer wäre ein möglicher Partner für uns?
  • Wie können wir diesen neuen Arbeitsbereich mit unseren anderen Angeboten verknüpfen, wo ergeben sich Synergie-Effekte?
  • Wie positionieren wir uns zu den Themen gesellschaftliche Ungleichheit, Diskriminierung und Rassismus? Wie können wir gewährleisten, dass wir als Organisation diskriminierungssensibel und rassismuskritisch arbeiten?