Inklusive Projekte

Foto: David Heerde

Freiwilligenagenturen und ihre Kooperationspartner:innen haben in den vergangenen Jahren mit ganz unterschiedlichen Projekten und Aktionen Inklusion und inklusives Engagement an ihren Standorten vorangebracht und tun es weiterhin. Vielleicht haben auch Sie schon eine konkrete Idee für ein inklusives Engagementprojekt? Oder Sie möchten gerne ein eigenes entwickeln und sind auf der Suche nach Inspiration oder Hilfestellung für die Planung und Umsetzung? Dann sind Sie auf dieser Seite richtig. Hier finden Sie Tipps und Arbeitshilfen für die inklusive Projektarbeit und die Akquise von Fördermitteln. Im Bereich Projektbeispiele stellen wir außerdem kurz und knapp eine Auswahl vergangener und aktueller Projekte von Kolleg:innen aus Freiwilligenagenturen vor.

Projekte inklusiv planen und umsetzen

Nichts über uns ohne uns! Dieser Leitsatz der Behindertenrechtsbewegung bringt auf den Punkt, worauf es bei inklusiven Projekten ankommt: die Mitgestaltung von Menschen mit Behinderung. Also geht es am Anfang erstmal darum, Kooperationspartner:innen zu finden, die Lust haben mitzumachen. Tipps, wie Sie dabei vorgehen können, finden Sie auch auf der Seite Netzwerke und Kooperationen“. Inklusive Projektarbeit wirft aber auch die Frage auf, wie in den verschiedenen Phasen von Projekten eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gestaltet werden kann und welche Formate und Methoden die partizipative Zusammenarbeit ermöglichen.

Prinzipien und Leitfragen für die inklusive Projektarbeit hat der Verband VENRO in der Handreichung für inklusive Projektarbeit. Prinzipien und Leitfragen für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung veröffentlicht.

Zsuzsanna Majzik hat als Prozessbegleiterin im Modellprojekt Kommune Inklusiv der Aktion Mensch, einige Erfahrung in der kooperativen Projektplanung zusammen mit Lebenswelt-Expert:innen gesammelt. Auf der Webseite zum Projekt schildert Sie in einem Interview den Ansatz und seine Bedeutung für das Gelingen inklusiver Projekte. Ein Schaubild zeigt die einzelnen Schritte und Methoden der gemeinsamen Projektarbeit auf einen Blick.

  • Zum Interview mit Zsuzsanna Majzik hier.
  • Zum Schaubild Kooperative Projektplanung – eine Methode für echte Beteiligung hier.

Fördermittel einwerben

An kreativen Ideen für neue Projekte mangelt es Freiwilligenagenturen selten. Aber: Ob inklusiv oder nicht – Eine Finanzierung für neue Vorhaben zu finden und die Idee mit guten Argumenten auf den Punkt im Projektantrag darzustellen, kann herausfordernd sein. Für beide Aufgaben möchten wir Ihnen Tipps an die Hand geben.

Fördermittel finden

Die Aktion Mensch ist die größte Förderstiftung Deutschlands und als Förderer für inklusive Projekte weitestgehend bekannt. In sechs unterschiedlichen Lebensbereichen fördert sie kleine, mittlere und große Projekte, die sich für Inklusion einsetzen. Viele Freiwilligenagenturen konnten ihre inklusiven Projekte und Ansätze mit einer Förderung der Aktion Mensch schon umsetzen. Insbesondere die Mikroförderungen haben schon so manche Agentur zu einer barrierefreien Webseite verholfen oder öffentlichkeitswirksame Aktionen am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, finanziert. Neben Projekten und Aktionen fördert die Aktion Mensch auch Planungsphasen, Konzeptentwicklungen oder Vernetzungen. Das sind alles gute Argumente, sich die Förderprogramme der Aktion Mensch einmal näher anzusehen.

Unser Tipp: Der Förderfinder vereinfacht Ihre Suche!

  • Zum Förderprogramm hier.
  • Zum Förderfinder hier.
  • Zum Schnell-Check Förderfähigkeit hier.

Es gibt selbstverständlich noch viel mehr potentielle Förderer für Ihre Ideen. Einen Überblick fördernder Organisationen und weitere Vorschläge für die Suche nach Finanzierungsquellen im Bereich Inklusion und freiwilliges Engagement finden Sie im bagfa-Leitfaden „Teilhabe möglich machen. Freiwilligenagenturen und Inklusion“ auf den Seiten 42-44.

Unsere Empfehlung: Berücksichtigen Sie bei Ihrer Suche nach Fördertöpfen auch Programme und Akteure, die nicht in erster Linie Inklusion fördern. Engagement und Inklusion sind als Förderfelder anschlussfähig. Deshalb ist das Thema inklusives Engagement auch in Verbindung mit vielen anderen Themen förderfähig und die Auswahl an potentiellen Fördertöpfen größer als Sie denken.

Anträge schreiben

Eine Hilfestellung für die Phase der Antragsstellung bietet die Stiftung Mitarbeit mit der Online-Praxishilfe „Erfolgreich Fördermittel einwerben“ an. Die insgesamt neun Kapitel widmen sich jeweils unterschiedlichen Fragen bzw. Aufgaben, die beim Schreiben von Fördermittelanträgen relevant sind.

Unsere Empfehlung: Achten Sie auch bei der Formulierung und Wortwahl Ihrer Antragstexte auf ihre Sprache. Die Wortwahl in Antragstexten sollte immer auch als Abbild der eigenen Haltung verstanden werden. Bei inklusiven Ansätzen gewinnt die verwendete Sprache daher eine besondere Bedeutung im Sinne einer eigenen Positionierung. Gute Quellen für inklusive Sprache sind:

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Projektbeispiele

Die Landschaft der Projekte und Aktionen rund um das inklusive Engagement ist vielfältig. Von eintägigen Engagementaktionen über Projekte für eine bestimmte Zielgruppe bis hin zur allgemeinen Weiterentwicklung der Agentur und ihrer Angebote hin zu einer „Agentur für alle“ wurden und werden verschiedene Vorhaben von Freiwilligenagenturen umgesetzt. Einige davon möchten wir Ihnen hier vorstellen.

Inklusion durch Engagement – Menschen mit Behinderung für ein Engagement gewinnen

Logo: lagfa Bayern e.V.

In dem bayernweiten Projekt „Inklusion durch Engagement“ (seit 2021) will die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen/-Zentren und Koordinierungszentren Bürgerschaftlichen Engagements in Bayern (lagfa Bayern e.V.) sich für mehr Teilhabe von Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen stark machen! An 11 Standorten in Städten und Landkreisen werden verschiedene Ideen und Konzepte umgesetzt.

Im Rahmen des Projekts wurde 2022 ein ersten inklusiver Freiwilligentag in Bayern konzipiert und an zahlreichen Standorten – nicht nur von Freiwilligenagenturen – umgesetzt.


Teilhabe für Alle – Freie Zeit gemeinsam gestalten!

Seinen Ursprung fand das Projekt „Teilhabe für Alle“ 2022 im Rahmen der Aktivitäten der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf zum 800. Stadtjubiläum von Marburg. Aufgrund der positiven Resonanz wird es im Jahr 2023 mit einem erweiterten Angebot fortgeführt. Das Ziel: überall dort, wo es im Freizeitbereich Barrieren gibt, diese abbauen. Das Projekt und bringt Freiwillige und Menschen mit Begleitwunsch zusammen, um kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, schwimmen zu gehen oder zu wandern, Workshops, Theater oder Kino zu besuchen. Zielgruppe sind Menschen mit Behinderung, Senior*innen, Menschen mit Migrationsgeschichte und alle Marburger*innen, für die es Barrieren bei der Freizeitgestaltung gibt.


STERNTAUCHER Engagement von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

In dem Projekt STERNTAUCHER (2011-2014) hat die Freiwilligenagentur Magdeburg zusammen mit lokalen Kooperationspartnern ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen entwickelt. Ziel des Projekts war es, interessierte Betroffene in ein freiwilliges Engagement in unterschiedlichen Einsatzfeldern zu begleiten und das Engagement dauerhaft zu ermöglichen. Dafür wurden auch gemeinnützige Einrichtungen und Organisationen qualifiziert und beraten. Fachstellen, die Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen vorhalten, unterstützten die Freiwilligenagentur mit ihrem Know-How und informierten Klient*innen über Möglichkeiten eines freiwilligen Engagements.

Das im Projekt entwickelte Beratungs- und Unterstützungskonzept ist inzwischen zu einem festen Angebot der Freiwilligenagentur Magdeburg geworden. Für den Wissenstransfer wurde der Praxisleitfaden „Engagement von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen – so kann´s gehen“ veröffentlicht.


Überall dabei – Ehrenamt barrierefrei

Im Verlauf des Projekts „Überall dabei – Ehrenamt barrierefrei“ (2013-2016) und den Folgejahren hat sich die Freiwilligenagentur Halle Saalkreis e.V. zusammen mit lokalen Kooperationspartner:innen – Vereinen, Initiativen, Menschen mit und ohne Behinderung – zu einer inklusiv arbeitenden Freiwilligenagentur weiterentwickelt. Die Bandbreite der inklusiven, barrierefreien Angebote und Ansätze, die dabei bis heute von den Kolleg:innen entwickelt und erprobt wurden, ist groß und vielfältig. Im Projekt entstanden sind unter anderem Flyer für verschiedene Zielgruppen, neue Engagementformate wie z.B. Wheelmap-Aktionen und eine bis heute aktive Arbeitsgruppe, in der sich Menschen mit Behinderung als Expert:innen für inklusives Engagement einbringen. Der Praxisleitfaden „Überall dabei – Ehrenamt barrierefrei“ bildet das Projekt und seiner Erfolge und Ergebnisse ab.

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Ehrenamt für Alle!

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Um Strukturen für eine langfristige Förderung inklusiven Engagements im Landkreis aufzubauen, hat die Freiwilligenagentur „Anpacken mit Herz“ des Caritasverband Weilheim – Schongau e.V. 2017 das Projekt „Ehrenamt für alle“ gestartet. Mit zum Konzept gehört die enge Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen der Behindertenhilfe, Vertreter:innen der Selbsthilfe und anderen Projektpartnern. Das Projekt setzt ganzheitlich an verschiedenen Punkten der Engagementförderung an, z.B. mit zielgruppengerechten Informationsangeboten, einer die Vielfalt im Engagement abbildenden Öffentlichkeitsarbeit, der Sensibilisierung von Vereinen und Ehrenamtsinitiativen für Inklusion im Rahmen von Fortbildungen und der Öffnung bestehender Engagementangebote.


Wir machen Radio! Die Welt der MMB´s

Gruppe von Menschen im Radiostudio
Foto: Kay Rutsatz

Das Projekt „Wir machen Radio!“ der Freiwilligenagentur Wilhelmshaven ist ein schönes Beispiel für nachhaltiges inklusives Engagement. Es ist 2014 als Kooperation zwischen der Freiwilligenagentur und dem Lokalsender „Radio Jade“ entstanden. Über einen Aufruf der Freiwilligenagentur bei Wohnanbietern für Menschen mit Behinderung fand sich eine Gruppe Engagierter zusammen, die Lust hatten, Radio zu machen. Nach dem Erwerb des Sendeführerscheins bei Radio Jade, der für das selbstständige Senden von eigenen Sendungen notwendig ist, konnte im November 2014 die erste Sendung „Die Welt der MMB´s“ live on Air gehen. Seither trifft sich das Redaktionsteam einmal wöchentlich zur Redaktionssitzung. Dort werden die Themen für die nächsten Sendungen bestimmt und die Sendungen entsprechend vorbereitet.


Wheelmap-Aktionen für Barrierefreiheit

Wheelmap-Aktionen sind keine Erfindung von Freiwilligenagenturen. Hinter der cleveren Idee, Orte des öffentlichen Lebens auf der online-Karte wheelmap.org mit Informationen zur Barrierefreiheit zu versehen, stammt vom Berliner Verein Sozialhelden e.V. Aber wo immer sich Menschen engagieren, sind Freiwilligenagenturen nicht weit. Und so haben schon einige Agenturen Aktionstage oder regelmäßige Gruppenengagements organisiert, bei denen Freiwillige mit und ohne Behinderungen Infos zur Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Cafés, Bibliotheken, Apotheken etc. sammeln und in die digitale Karte eintragen. Ob im inklusiven Tandem oder in einer größeren Gruppe – Wheelmappen macht Spaß, ist als Engagegement niedrigschwellig und effektiv und jede:r kann mitmachen. Ein prima Format also, um inklusives Engagement auszuprobieren.

Foto: Marcus-Andreas Mohr

Schauen Sie dazu auch in die bagfa-Handreichung “Wheelmap-Aktionen in Freiwilligenagenturen planen“.


Lego-Rampen bauen

Foto Die Lego Oma – Rita Ebel

Ein Engagement für Inklusion und Barrierefreiheit, dass sich wunderbar als Anschluss an Wheelmap-Aktionen anbietet, ist das Bauen und Verteilen von LEGO-Rampen. Die Idee stammt von der Kölner Studentin Caroline Mülheims, die 2017 gemeinsam mit dem Verein „junge Stadt Köln“ begann, ehrenamtlich für öffentliche Orte in Köln Rollstuhlrampen aus Lego zu bauen. Damit war das Projekt “100 Rampen für Köln” geboren. Und die Idee wurde mittlerweile an verschiedenen Orten übernommen. So zum Beispiel von der Initiative „Menschen in Hanau“, die 2019 das Projekt „Mobile LEGO-Rampen“ startete. Aus gespendeten LEGO-Steinen werden seither mobile Rampen gebaut, die für einen barrierefreien Zugang zu Geschäften mit kleinen Stufen in Hanau sorgen. Das Ganze ist aber nicht nur gut für Menschen im Rollstuhl. Auch Hanauer:innen mit Kinderwagen oder Rollator profitieren davon. Für sehbehinderte Menschen haben die bunten LEGO-Rampen den Vorteil, dass sie Stufen besser sichtbar machen.


Natürlich gemeinsam!

Eine Menschengruppe steht um zwei Hochbeete
Foto: Freiwilligenagentur Wildeshausen

Die Freiwilligenagentur Wildeshausen „mischMIT!“ hat zusammen mit den Kooperationspartnern Diakonie Himmelsthür und Grüner Planet e.V. das Umwelt-und Inklusionsprojekt „Natürlich gemeinsam!” entwickelt. Im Rahmen des Projekts entstehen verschiedene Engagementmöglichkeiten, bei denen sich Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam für Umwelt und Natur einsetzen können. Beispielsweise beim Bauen und bei der Pflege von Hochbeeten im Vereinsgarten des Grünen Planeten oder bei Bastel-Workshops für Insekten- und Vogelhotels mit dem NABU vor Ort. Auch themenspezifische Ausflüge in Naturparks oder Essgärten sind geplant.

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