Hintergründe, Definition, Felder

Foto: Rachel Forrez via Unsplash

Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen ist nicht neu 

Bereits die Fugger, ein Handelshaus aus Augsburg baute im 16. Jahrhundert dort die älteste Sozialsiedlung der Welt. Robert Bosch initiierte 1915 die Gründung des nach ihm benannten Krankenhauses in Stuttgart.  

Auch in unserer Zeit gibt es nach wie vor zahlreiche Beispiele des finanziellen Engagements von Unternehmen in unterschiedlichsten Dimensionen für die verschiedensten Zwecke: vom Sponsoring der regionalen Bank für den örtlichen Sportverein oder zum Beispiel der Spende für eine kulturelle Einrichtung. Aber auch bei aktuellen Herausforderungen der letzten Jahre (geflüchtete Menschen, Corona-Pandemie) waren und sind zahlreiche (kleine und große) Unternehmen unterstützend aktiv. 

Corporate Social Responsibility – als ein „neues“ Thema und ein großes Missverständnis  

In den letzten Jahren ist die Rolle von Unternehmen und ihre Verantwortung für die Gesellschaft stärker unter dem englischen Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) zum Thema in der Wirtschaft und der Öffentlichkeit geworden. Für einen Teil der Unternehmen aufgrund gesetzlicher Vorschriften, für andere aufgrund veränderter Anforderungen und Erwartungen von Kund:innen und (potentiellen) Mitarbeiter:innen. Für wieder andere als Reaktion auf Entwicklungen wie zum Beispiel dem demografischen Wandel. 

Im deutschen Sprachgebrauch wird das „social“ häufig mit „sozial“ übersetzt, was allerdings ein Missverständnis ist. Im eigentlichen Sinn ist mit „social“ aber „gesellschaftlich“ gemeint und CSR steht damit für die Verantwortung von Unternehmen, für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft – also um einen umfassenderen Anspruch, als sich „nur“ sozial zu engagieren. 

2022 hat das EU-Parlament die „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)“ beschlossen, die den Umfang und die Art der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen stark verändert und den Kreis der betroffenen Unternehmen deutlich ausweitet. Bislang ist nicht absehbar, ob diese Änderung auch zu mehr gesellschaftlichem Engagement führen wird.

Das Gemeinwesen als Teil einer Unternehmensstrategie … 

„CSR steht für verantwortliches unternehmerisches Handeln in der eigentlichen Geschäftstätigkeit (Markt), über ökologisch relevante Aspekte (Umwelt) bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern (Arbeitsplatz) und dem Austausch mit den relevanten Anspruchs- bzw. Interessengruppen (Stakeholdern).“

Quelle: Wikipedia “Corporate Social Responsability”

… oder weitergehender interpretiert: mit dem Gemeinwesen. CSR-Aktivitäten werden daher nicht altruistischer Natur sein können, sondern im besten Fall nachhaltiges Wirtschaften bedeuten – mit einem Nutzen für das Unternehmen und sein Umfeld.  

Abzugrenzen ist der ebenfalls häufig genutzte Begriff Corporate Citizenship (CC), der das bürgerschaftliche Engagement („citizenship“) von Unternehmen für die lokale Zivilgesellschaft beschreibt.  

… und Brücke zur Arbeit der Freiwilligenagenturen 

Freiwilligenagenturen sind Expertinnen für das lokale Gemeinwesen bzw. die Engagementlandschaft einer Region und damit ideale Wegweiser:innen und Lots:innen für Unternehmen, die sich an ihrem Standort engagieren wollen. An dieser Stelle einige Zahlen, Daten, Fakten aus dem „Monitor Unternehmensengagement 2022“: 

  • In Deutschland gehören über 99 Prozent der Unternehmen zur Gruppe der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU – bis zu 249 Mitarbeiter:innen). Quelle: Wikipedia.
  • Firmen in Deutschland spenden regelmäßig: Im Jahr 2022 haben 87 Prozent der Unternehmen angegeben, Geldspenden getätigt zu haben, Sachspenden gaben 78 Prozent, Nutzungsüberlassungen 67 Prozent.
  • „Corporate Volunteering, also die Freistellung von Mitarbeiter:innen spielt im Unternehmensengagement eine besondere Rolle, da sich Menschen persönlich einbringen können. … 2022 gaben 67 Prozent der Unternehmen an, sich auf diese Weise zu engagieren“.
  • Sport ist der am häufigsten genannte Engagement-Bereich (53 Prozent) von Unternehmen in Deutschland. Weitere Themen sind: Soziales (44 Prozent), Bildung und Weiterbildung (39 Prozent) und Klima- und Umweltschutz (30 Prozent).
  • 92 Prozent der Unternehmen organisieren ihr Engagement über zivilgesellschaftliche Partnerorganisationen – am meisten über Vereine oder Wohlfahrtsverbände.

Eine weitere Studie stellt einen starken Anstieg des Engagements von Unternehmen im Kontext der Ukraine-Krise fest.

Wenn Zeitspenden zwar einen großen (aber möglicherweise ausbaufähigen?) Anteil des Engagements von Unternehmen darstellen und der überwiegende Teil von ihnen sich lokal und über Partner engagieren, liegen die möglichen Anknüpfungspunkte für Freiwilligenagenturen auf der Hand: lokale Zeitspenden sind ihr „Kerngeschäft“. 

Wichtig zu wissen: Unternehmen sind in Deutschland zu 99 Prozent kleine und mittlere Unternehmen (KMU – bis zu 249 Mitarbeiter:innen) Quelle: Wikipedia.

Bundesweite Studie zu Unternehmensengagement:

Mit dem „Monitor Unternehmensengagement“ führen der Stifterverband und die Bertelsmann Stiftung zuletzt 2022 eine Unternehmensbefragung zum gesellschaftlichen Engagement der deutschen Wirtschaft – vom Kleinstbetrieb bis zum Großkonzern – durch, um sowohl Diskussionen als auch die praktische Entwicklung des Unternehmensengagements voranzutreiben. Mehr dazu unter www.unternehmensengagement.de.