Wie Freiwilligenagenturen dazu motivieren, online Gutes zu tun
Janika sitzt am Küchentisch und tippt auf ihrem Handy, Mohammad und seinen Laptop finden wir neben der Kasse in seinem Kiosk. Und Steffi ist mit ihrem Handy am Waldrand unterwegs, um ein altes Bett im Online-„Müllmelder“ einzutragen.
Was alle drei gemeinsam haben? Sie engagieren sich digital. Und das geht von (fast) überall aus.
Janika, Mohammad und Steffi sind drei von vielen Freiwilligen, die für ihr Engagement nur ein digitales Gerät und Internet brauchen – und immer dann aktiv sind, wenn es zeitlich für sie gut passt.
Freiwilligenagenturen stärken digitales Engagement
Damit sich noch mehr Freiwillige online für eine gute Sache stark machen können, haben sich Freiwilligenagenturen auf den Weg gemacht, gemeinsam mit Vereinen und Organisationen (noch mehr) digitales Engagement zu entwickeln.
Im Modellprojekt Online Gutes tun, das die Bundesarbeitsgemeinschaft der bagfa e.V. gemeinsam mit den Freiwilligenagenturen in Halle und Magdeburg in 2022 umsetzt, haben sich acht Freiwilligenagenturen dem Thema digitales Engagement verschrieben. Sie machten sich in ihren Netzwerken daran, für digitales Engagement zu werben und mit Vereinen und Initiativen spannende neue Angebote zu entwickeln. Sie starteten selbst digitale Einsatzmöglichkeiten in ihren Freiwilligenagenturen und sammelten Erfahrung bei der Begleitung von Freiwilligen „auf Distanz“.
Inzwischen nähert sich das Projektende und die beteiligten acht Freiwilligenagenturen werden ihre bisherigen Erfahrungen am 28. November in einem bagfa-Fachforum mit Interessierten teilen.
Worüber reden wir bei digitalem Engagement?
Ob Social Media für einen Verein, Online-Nachhilfe oder eine Kampagne fürs Klima: Wie anderes Engagement oder Ehrenamt auch ist digitales Engagement freiwillig und unentgeltlich, wird mit anderen öffentlich ausgeübt und ist nützlich für das Gemeinwohl.
Das Besondere ist, dass es weitestgehend ortsunabhängig stattfinden kann, da es vollständig oder teilweise über das Internet ausgeübt wird und digitale Geräte verwendet werden.
Meinolf, Projektkoordinator aus dem Projektstandort Bochum, erklärt es noch mal ganz praktisch:
Erfahrungen aus der Praxis
Die beteiligten Freiwilligenagenturen haben nicht nur konkrete digitale Engagementmöglichkeiten mit den Einrichtungen und Organisationen vor Ort entwickelt, sondern auch gemeinsam mit ihnen überlegt, welche vorhandenen Engagementmöglichkeiten ortsunabhängig und rein digital umsetzbar sind. Ob das ein Deutsch-Stammtisch in Augsburg ist, der digitale Müllmelder in Weimar oder die Moderation in virtuellen Räumen in Marburg – digitales Engagement zeigt sich vielfältig und kann sogar mitten in der Natur umgesetzt werden!
Nachdem das Thema zu Beginn der Pandemie viel Aufmerksamkeit bekommen hat, war dieses Jahr der Praxistest angesagt: Wer hat – auch wenn es möglich ist, sich wieder zu treffen – trotzdem Lust auf ein flexibles Engagement “von zuhause aus”?
Mohammad aus Lübeck auf jeden Fall, auch wenn er sich nicht von zu Hause, sondern direkt an seinem Arbeitsplatz digital engagiert:
Die Projektstandorte haben in Gesprächen mit Einsatzstellen, Vereinen und Freiwilligen gemerkt, dass die Förderung digitalen Engagements weit mehr als technische Aspekte, sondern teilweise neue Fragen aufwirft: Wie kann man Vereinen digitales Engagement nahebringen, um spannende neue Mitmachangebote zu entwickeln? Wie gestalte ich ein gutes Freiwilligenmanagement auf Distanz, und wie schnell werde ich mit Freiwilligen vertraut, die ich “nur” über den Bildschirm kenne?
Bei aller Begeisterung der Projektbeteiligten war es in diesem Jahr, in dem wir stückweise wieder ein bisschen mehr “Normalität” zurückgewonnen haben, nicht immer einfach, digitales Engagement voranzubringen. Denn viele Organisationen machten die Erfahrung, dass Freiwillige nach der langen Zeit vorm Rechner wieder Lust hatten, sich draußen zu begegnen oder ein Engagement mit persönlichem Kontakt bevorzugten. Auch für Vereine und Einrichtungen, die gern digitales Engagement ausprobieren möchten, bedeutet die Gestaltung digitaler Engagementangebote oft ein Umdenken und Neuorganisieren, was im Alltag mit Zeit und Ressourcen verbunden ist. Hier kam den beteiligten Freiwilligenagenturen eine wichtige Rolle zu, um zu motivieren, gute Beispiele aufzuzeigen und ganz praktische Tipps zu geben.
Denn dass digitales Engagement langfristig Potenzial hat, merken die Freiwilligenagenturen immer wieder, wenn eine Freiwillige für ein Auslandssemester weggeht und sich weiterhin in ihrer Heimatstadt engagiert – über das Internet! Oder wenn ein Freiwilliger mobilitätseingeschränkt ist, sich aber auch für Geflüchtete aus der Ukraine einbringen möchte.
Projekt-Website www.gutes-geht.digital bündelt Engagementangebote, zeigt gute Beispiele und bietet Knowhow für digitales Freiwilligenmanagement
Die Projekt-Website www.gutes-geht.digital stellt digitales Engagement in den Fokus. So finden Freiwillige aktuell mehr als 200 digitale Engagementangebote – von „Fake News auf der Spur – Fälle einreichen und Online-Detektiv werden“ bis zum „Digitalen Helfer für Lastenradinitiative“ in Marburg.
In der Rubrik „Worum geht’s“ kann man sich Inspirationen holen, sich in digitale Engagementbereiche vertiefen und näher ins Thema einsteigen.
Für Vereine und Organisationen gibt es zahlreiche Handreichungen zum digitalen Freiwilligenmanagement, die es erleichtern, digital Engagierte einzubinden. Vom Kennenlernen der Freiwilligen bis zum Dankeschön findet man umfangreiche Tipps, damit man als Verein gut vorbereitet ins digitale Engagement starten kann.
Ein Herzstück der Plattform sind die vielen gute Beispiele aus den beteiligten Freiwilligenagenturen, mit denen man per Text oder Video in digitales Engagement eintauchen kann. Dort lernt man neben Mohammad, Janika und Steffi auch Armin, Meggi, Peter und viele andere digital engagierte Freiwillige kennen.
Pionierarbeit für Freiwilligenagenturen
Digitales Engagement zu initiieren, erfordert auch neue Kompetenzen bei den Ermöglicher:innen in den Freiwilligenagenturen und Vereinen. Welche Tools kann man für die digitale Zusammenarbeit einsetzen und wie verliert man die digital Engagierten nicht aus dem Blick, wenn es vor Ort ebenfalls Freiwillige gibt, die an einem Projekt mitarbeiten? Freiwilligenagenturen sind hier einmal mehr herausgefordert, Pionierarbeit zu leisten, neue Wege auszuprobieren und andere dafür zu begeistern – oft auch, indem sie selbst digitales Engagement anbieten und im engen Austausch mit den Engagierten die Vorteile und Herausforderungen kennenlernen.
Als Zwischenfazit lässt sich also sagen: Der Hype ist vielleicht ein bisschen zur Ruhe gekommen und digitales Engagement mit Vereinen und Organisationen zu entwickeln, ist oft kein Selbstläufer. Aber es gibt bereits viele erfolgreiche und motivierende Beispiele, die zeigen, dass digitales Engagement bleibt! Als sinnvolle Ergänzung an der einen und als beste Möglichkeit an der anderen Stelle.
Wer sich gezielter mit digitalem Engagement auseinanderzusetzen möchte, ist herzlich eingeladen, im nächsten Jahr dabei zu sein, wenn sechs bisherige und sechs neue Freiwilligenagenturen neue Erfahrungen mit der Förderung digitalen Engagements sammeln.
Eine Interessensbekundung für das nächste Projekt zu dem Thema kann hier eingereicht werden.
Kontakt:
bagfa – Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V.
Projekt „Online Gutes tun“ in Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. und der Freiwilligenagentur Magdeburg
Anne Pahl (bagfa), Sulamith Fenkl-Ebert (Halle), Vanessa Gottlebe (Magdeburg)
Potsdamer Str. 99, 10785 Berlin
Tel.: 030 – 20 45 33 66
E-Mail: bagfa@bagfa.de
Web: www.bagfa.de | https://bagfa.de/projekte/online-gutes-tun/ | www.gutes-geht.digital