Gute Kommunikation öffnet Türen: Zu Besuch im Freiwilligenzentrum Kreis Plön 

Auf dem Zug steht „Der echte Norden“ und die erwarteten Klinkerbauten lassen nicht lang auf sich warten: Wir besuchen heute Preetz im schleswig-holsteinischen Landkreis Plön . Ich stehe kurz mitten zwischen Gartenmöbeln vor dem Haus der Diakonie, da schaut Charlotte Reimann aus dem Fenster in der ersten Etage und begrüßt mich. 

Sie ist seit anderthalb Jahren die Projektleitung im Freiwilligenzentrum des Kreises Plön und „schmeißt den Laden“ als einzige Hauptamtliche. Direkt am Eingang befindet sich das ehrenamtlich betriebene Café Duft und schon sind wir direkt im Thema: Engagement im ländlichen Raum.

Das Freiwilligenzentrum hat dieses Jahr sein 10-jähriges Jubiläum gefeiert, in der Jubiläumszeitschrift wird deutlich, dass das es aufgrund verschiedener Förderungen in seiner Geschichte vor allem von Projektfinanzierungen und viel freiwilligem Engagement gelebt hat und erst in den letzten Jahren – auch durch die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit von Charlotte Reimann – sein Netzwerk stärker ausgebaut und die Sichtbarkeit im Kreis erhöht hat.  

Mit offenen Armen empfangen

Ihre berufliche Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation trägt nicht nur im Kreis Plön Früchte: Die noch junge bagfa-Mitgliedschaft des Freiwilligenzentrums ist auch den Kieler Nachrichten eine Meldung wert. Diese Sichtbarkeit ist auch im ländlichen Raum wichtig, wo viel über persönliche Beziehungen funktioniert. Wenn man da als „die aus der Zeitung“ bekannt ist, öffnen sich Türen hier und da ein bisschen leichter.

Aber Charlotte Reimann erlebt ihren Landkreis als „Zugezogene“ generell als sehr offen für Neues. Ihr persönliches Engagement vor Ort eröffnete ihr bereits vor ihrer Arbeit im Freiwilligenzentrum Einblicke in die lokale Engagementszene und erleichterte das Ankommen in der neuen Wahlheimat. Das war besonders hilfreich, als sie zu Beginn ihrer Tätigkeit z.B. bei der Durchführung von Veranstaltungen auf freiwillige Unterstützung zählen konnte. Auch bestehende Kooperationen wie mit der Volkshochschule vor Ort erleichtern das Anknüpfen als neue Verantwortliche im Landkreis.

Nah an den Engagierten

Das Ziel des Freiwilligenzentrums, in erster Linie Dienstleistungen und Beratung für die ehrenamtlichen Organisationen im Kreis zur Verfügung zu stellen, wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes gefördert und sowohl vom Land Schleswig-Holstein, dem Kreis Plön, der Diakonie und zwei Aktivregionen unterstützt. Das Freiwilligenzentrum ist aber auf der Suche nach einer langfristigen Finanzierung, da das Projekt Mitte 2025 ausläuft.  

Die umfassende Öffentlichkeitsarbeit hilft nicht nur dabei, Vereine und Initiativen im Kreis anzusprechen, sondern unterstützt auch beim Fundraising, so die Hoffnung von Charlotte Reimann. Bundesweite Anerkennung des Engagements vor Ort, wie die Auszeichnung mit dem Engagement- und Demokratiepreis der bagfa tragen darüber hinaus Früchte: Gemeinsam mit dem Kreisjugendring findet im September ein „Demokratie-For-Future-Workshop“ für junge Menschen statt, die den für nächstes Jahr geplanten Aktionstag Demokratie mit ihren Ideen gestalten wollen.

Nah an den Bedarfen der Freiwilligen zu agieren ist im Freiwilligenzentrum besonders wichtig. Um diese auch wirklich zu kennen, wurde Anfang des Jahres eine Umfrage durchgeführt. Hier zeigt sich, dass die Herausforderungen ähnlich sind, wie im Rest des Landes: Nachwuchsgewinnung, aber auch finanzielle Unterstützung zur Ermöglichung von Engagement, bspw. für Fahrtkosten wurden am häufigsten genannt. Durch die Pandemie haben sich viele Menschen aus der aktiven Vereinsarbeit zurückgezogen und konnten (noch) nicht wieder aktiviert werden. Ein positiver Blick auf die Vorteile von Engagement und gezielte Öffentlichkeitsarbeit können da Abhilfe schaffen, glaubt Charlotte Reimann. 

Organisationsentwicklung als Zukunftsthema

Dabei ist es vor allem wichtig, sich gegenüber Neugierigen zu öffnen: Welche Angebote gibt es für Interessierte? Treffen sich die Engagierten im geschlossenen Kreis oder werden die Stammtischtermine nach außen kommuniziert? Wenn diese Offenheit in der Kommunikation auch gelebt wird, entstehen Erfolgsgeschichten: So hat die Volkshochschule einer Gemeinde eine Nachfolge für den ehrenamtlichen Vorstand gesucht und über das Freiwilligenzentrum gefunden.  

Hier sieht Charlotte Reimann großes Potenzial: Vereine dabei zu unterstützen, eine Begrüßungs- und Willkommenskultur für neue Freiwillige einzurichten. Vielleicht ein Thema für eines der zahlreichen Weiterbildungsangebote, die sie für die Engagierten organisiert?

Genau diese Weiterbildungen werden sehr gut angenommen, auch weil die Referent:innen direkt in die Gemeinden im Kreis kommen und das Freiwilligenzentrum mit den Initiativen und Vereinen direkt vor Ort kooperiert: Diese organisieren die Räume und Verpflegung für die Engagierten. Da stehen dann die großen Themen wie Nachhaltigkeit, Vielfalt oder Kultur auf dem Plan, aber auch ganz praktische Schulungen für Tools, Tipps für Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit oder Sitzungsmoderation. Die Nähe zur Unistadt Kiel und ihren Netzwerken erleichtert die Ansprache spannender Referent:innen. Und wenn der Kreis Plön mal zu weit weg erscheint, wird ein Workshop eben online angeboten.  

Im Gespräch wird deutlich: Die Engagementlandschaft im Landkreis Plön ist vielfältig und die Arbeit des Freiwilligenzentrums trägt Früchte. Gleichzeitig bleibt der Eindruck, den die bagfa-Studie aus 2019 wissenschaftlich unterlegt: dass das Potenzial für die Unterstützung der Vereine mit nur einer Stelle nicht vollständig gehoben werden kann.