04.09.2024

Engagement ermöglichen – auch in turbulenten Zeiten: Die Freiwilligenagentur in Wolfenbüttel

In einem malerisch verwinkelten Fachwerkbau in der Innenstadt Wolfenbüttels: Hier findet sich die größte Freiwilligenagentur in Niedersachsen. Da die Agenturleitung gerade vakant ist, treffen wir die stellvertretende Agenturleitung Sylja Baranowski, die Mitarbeiterin Steffi Bischoff und den ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden Falk Hensel, die zusammen seit vielen Jahren für die Freiwilligenagentur aktiv sind.

Ende der 1990er Jahre wurde die Agentur gegründet, damals mit einem besonderen Schwerpunkt auf Engagement im Sport und generationenübergreifendem Engagement im sozialen Bereich. Diese Geschichte findet sich heute vor allem noch im Untertitel der Freiwilligenagentur wieder: jugend|soziales|sport

Stadt und Land gemeinsam denken

Ein Projekt aus den ersten Jahren der Freiwilligenagentur, das diese Synergien besonders deutlich macht, sind die sogenannten “Breakdance-Omis” ein Projekt, in dem Menschen über 50 gemeinsam mit jungen Tänzer:innen aktiv wurden.

Steffi Bischoff, Falk Hensel und Sylja Baranowski mit Anne Pahl vor der Freiwilligenagentur

Generationenübergreifendes Engagement findet sich auch heute noch in den zahlreichen weiteren Projekten, Angeboten und Aktionen der Freiwilligenagentur, die mit drei sehr unterschiedlichen Standorten in Wolfenbüttel, Braunschweig und Remlingen in der Samtgemeinde Elm-Asse sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum wirkt.

Gegründet mit Rückenwind und Unterstützung von Wilhelm Schmidt ehemals ehrenamtlicher Vorstand des AWO Bundesverbands, ist diese auch heute noch zur Stelle, wenn es mal knapp wird. Und das ist durch die größtenteils projektfinanzierte Situation der Freiwilligenagentur besonders zu Beginn eines Kalenderjahres immer mal wieder notwendig: Besonders wenn Förderungen erst nach der Verabschiedung der Haushalte ausgezahlt werden.

Teilhabe wird großgeschrieben

Wie wir es bereits von Freiwilligenagenturen kennen, sind auch die Mitarbeiter:innen sind in Wolfenbüttel sehr einfallsreich, wenn es um wirkungsvolle Projektansätze für die Engagierten vor Ort geht. Mit großer Expertise, besonders in den Themengebieten Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe und viel Gespür für die Bedarfe vor Ort, gestalten sie die hiesige Engagementlandschaft. So wurde der Mitgestaltungspunkt, gleich um die Ecke in Wolfenbüttel eröffnet. Hier finden Menschen und Initiativen Unterstützung, einen Ort für ihre Ideen und barrierefreie Räumlichkeiten für Veranstaltungen, Treffen und Austauschformate. Besonders begeistert sind die Kolleg:innen von den Engagierten, die hier eigene Projekte starten: Menschen, die Marginalisierungserfahrungen mitbringen, werden hier empowert, selbst tätig zu werden und ihre Interessen einzubringen.

Diese Ermächtigung steht auch im Mittelpunkt des Mikroförderprogramms in der Samtgemeinde Elm-Asse. Im Gebiet um das bekannte Atommülllager fördert die Stiftung Zukunftsfonds Asse Initiativen und Einzelpersonen, die aktiv werden möchten. So stehen bis zu 500 Euro unbürokratische Unterstützung je Vorhaben zur Verfügung, die Engagement und Beteiligung vor Ort fördern – koordiniert von der Freiwilligenagentur vor Ort in Remlingen.

Die verschiedenen Standorte der Agentur sorgen nicht nur für ein breit gefächertes Aufgabengebiet, sondern auch für spannende Synergien: Im regen Austausch miteinander werden Lernerfahrungen aus einem Standort auch für die anderen umgesetzt. Gleichzeitig wird deutlich, wie unterschiedlich die Herausforderungen und Themen in der Stadt und auf dem Land sein können. Während der Standort in Braunschweig viele Studierende für kurzfristige Engagementformate begeistern kann, benötigen die Vereine rund um den Remlinger Standort vor allem Unterstützung, um sich für projektbasiertes Engagement zu öffnen.

Der Mitgestaltungspunkt ist bereit für Ideen

Die Freiwilligenagentur gemeinsam nachhaltig aufstellen

Als Koordinierungs- und Fachstelle im Bundesprogramm “Demokratie leben!” agiert die Freiwilligenagentur im Herzen gesellschaftlicher Diskurse – das wird auch im Gespräch deutlich: Hier wird Demokratie gelebt, Teilhabe ermöglicht und Menschen ermutigt, sich einzubringen und wirksam zu werden. Besonders stolz ist die Agentur auf Projekte, die aus der Freiwilligenagentur “herausgewachsen” sind und heute selbstständig durch Engagement funktionieren, wie eine Fahrradwerkstatt oder ein Repaircafé.

Die Freiwilligenagentur jugend|soziales|sport …
… im Herzen von Wolfenbüttel

Auch wenn durch die Projektfinanzierung personelle Kontinuitäten, die besonders in der Netzwerkarbeit unerlässlich sind, erschwert werden, finden die Kolleg:innen Lösungen und bleiben in engem Kontakt zu ihren Freiwilligen. So berichten sie von einem Highlight aus dem Agenturalltag: Vor kurzem schaute eine ehemalige Engagierte, die mittlerweile in den USA lebt, auf ihrem Besuch ganz selbstverständlich auch in der Freiwilligenagentur vorbei.

Dass man die Freiwilligenagentur auch in Übersee nicht vergisst, spricht für ihre Ausstrahlung: Zugewandt, nah dran an den Menschen und mit einer guten Prise Idealismus wird hier Engagement gefördert, das ist sicher.

Die Freiwilligenagentur jugend|soziales|sport im Überblick: 

Gründungsjahr:  1998 

Bagfa-Mitglied seit:  ca. 2005

Das bedeutet Engagement für euch: Wir setzen uns mit Freude aktiv ein, für das was uns wichtig ist! Sowohl im gesellschaftlichen als auch im bürgerschaftlichen Engagement! 

Das zeichnet eure Freiwilligenagentur aus: Die Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e. V. bietet unabhängige, überparteiliche und überkonfessionelle Beratung für Einzelpersonen, freie Initiativen, Vereine und Unternehmen rund um Themen des freiwilligen Engagements bzw. Ehrenamtes an. Zusätzlich haben wir viele eigene Projekte zu verschiedensten Themen, in denen Bürger:innen als freiwillig Engagierte aktiv eingebunden sind und die Projekte mitgestalten.

In dieses Engagementfeld vermittelt ihr besonders:  Wir vermitteln in alle Bereiche gleichermaßen. Dabei wechseln die Schwerpunkte entsprechend der gesellschaftlich relevanten und aktuellen Themen. Diese orientieren sich an den Interessen der Bürger:innen. 

Auf welches eurer Projekte seid ihr besonders stolz:  Wir sind auf alle Projekte sehr stolz! Alle unsere Projekte wären ohne die Ideen und das Engagement der Ehrenamtlichen nicht möglich. Ihre Ideen sind es, die jedes einzelne Projekt zu etwas ganz Besonderem machen. Stolz sind wir auf die tolle Leistung aller Ehrenamtlichen in herausfordernden Zeiten (z. B. Engagement für Geflüchtete 2015; Coronapandemie und Ukrainekrieg).

Euer einprägsamster Lernmoment: Dies war die verstärkte Migration von geflüchteten Menschen im Jahr 2015. In dieser Zeit haben wir sehr viel gelernt und konnten diese Erfahrungen in anderen Situationen nutzen. Hier zeigte sich, wie wichtig die Arbeit von Menschen ist, die im Hintergrund agieren, ohne dass sie in Erscheinung treten.

Eure (Glück-)Wünsche für die bagfa: Herzlichen Glückwunsch zum 25 jährigen! Lasst euch eure Begeisterung für das Engagement nicht nehmen! Auf die nächsten 25 Jahre!