11.09.2024

Überblick: Engagement und Freiwilligenagenturen stärken Demokratie

Foto: Christian Lue via unsplash.com

Dieser Überblick befindet sich im Aufbau und wird fortlaufend aktualisiert – Hinweise für interessante Beiträge nehmen wir gern unter bagfa@bagfa.de entgegen.

Unsere Veranstaltungen – auch zu diesem Themenfeld – sind hier im Überblick zu finden.

Deutschlandweit protestierten Millionen Menschen in den letzten Monaten für Demokratie, Vielfalt und gegen Rechtsextremismus – es war ein kraftvoller Start in das Jahr. Seit die Correctiv-Recherche zum „Geheimplan gegen Deutschland“ nicht nur die Zivilgesellschaft wachgerüttelt hat, ist es gelungen gemeinsam mit bereits bestehenden Netzwerken und Strukturen, in kürzester Zeit große Demonstrationen über mehrere Wochen hinweg zu organisieren. Mit den vielen Wahlen in diesem Jahr steht auch einiges auf dem Spiel: Die Angst vor antidemokratischen und rechtsextremen Kräften in Parlamenten und Entscheidungspositionen wächst. Es geht also ums Ganze.

Mittendrin die Freiwilligenagenturen: Durch ihre Aufgaben und Angebote leisten sie bereits einen wichtigen Beitrag zur Demokratieförderung und für gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort. Indem sie Möglichkeiten zur Mitgestaltung aufzeigen, sie demokratiefördernde Projekten umsetzen oder sie Demonstrationen vor Ort organisieren.

Und wie geht es weiter? Angesichts der anstehenden Landtagswahlen im Herbst und diversen Kommunalwahlen scheint es wichtig, diese Stimmung für Demokratie und Zusammenhalt weiterhin zu fördern. Dieser Beitrag soll eine Hilfestellung dafür bieten. Er hält eine Sammlung an Hintergründen, nützlichem Wissen und Leseempfehlungen bereit. Neben Beispielen aus den Freiwilligenagenturen sind außerdem nützliche Hinweise für die Arbeit vor Ort zu finden.

Was tun? Kampagnen und Engagement für Demokratie

Die Anstehenden Kommunal-, Lantagswahlen und die Europawahl stellen eine gute Gelegeneheit dar, Engagement und die Arbeit von Freiwilligenagenturen öffentlichkeitswirksam auf die Agenda zu setzen. Die bagfa-Aktion “Engagement macht Demokratie 2024” soll ermutigen, Kandidat:innen im Zuge der anstehenden Wahlen zum Gespräch über Engagement, Freiwilligenagenturen, Zivilgesellschaft und Demokratie in die eigenen Agentur einzuladen. Mehr Informationen sowie das Info- und Materialpaket finden Sie hier.

Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich – sie braucht Engagement und eine starke Zivilgesellschaft. Jeder Beitrag und jede:r Engagierte zählt! Die Zukunftswerft hat nun eine neue Kampagne gestartet, bei der auch die bagfa mit an Bord ist: Das Demokratie-Navi zeigt einfach und schnell Möglichkeiten aktiv zu werden – mittels eines kurzen Tests von drei Fragen. Das können kurz- oder langfristige Engagements, ein Job mit Sinn oder effektive Spendenziele sein. Der Test ist hier auf der Website des Demokratie-Navis zu finden.

Im Zuge der Proteste der vergangenen Monate hat sich unter dem Hashtag #WirSindDieBrandmauer das bundesweite Bündnis “Hand in Hand” gebildet. In einem Aufruf plädiert das Bündnis für offene, demokratische, plurale und solidarische Gesellschaft. Über 2.000 Organisationen, darunter die bagfa, unterzeichneten den Aufruf – der hier zu finden ist.

Das “Hand in Hand”-Bündnis ruft unter dem Motto “Bleibt stabil – gegen Hetze, für Zusammenhalt” dazu auf, stabile Orte frei von Rechtsextremismus zu schaffen und demokratisches Engagement in die vielen Begungsorte unserer Gesellschaft zu tragen. Hierfür werden verschiedene Hilfestellungen und Briefings angeboten – mehr Informationen hier.

Rund 50 Organisationen haben sich in den Bündnis “Zusammen für Demokratie. Im Bund. Vor Ort. Für Alle.” zusammengeschlossen. Ziel des Bündnisses sei es, das Engagement der Zivilgesellschaft zu unterstützen, zu verstetigen und durch konkrete Maßnahmenpakete zu unterstützen. Mehr Informationen sind hier zu finden.

Das Recherchekollektiv „Correctiv“ zeigt auf einer interaktiven Karte, wie sich deutschlandweit Menschen gegen Rechtsextremismus engagieren: Sie dient als Inspiration, weitere Einträge können selbstständig vorgenommen werden. Die Karte ist hier zu finden.

Die Akteurs-Karte “Demokratie verteidigen, beleben und erneuern” zeigt ein breites Spektrum an Organisationen und wie diese durch gemeinsame Ziele zur Stärkung der Demokratie verbunden sind. Sie dient somit als Werkzeug, Kooperationen aufzubauen und Unterstützungsbedarfe aufzuzeigen. Die Karte ist hier zu finden, Informationen können durch dieses Formular eingereicht werden.

Der Bundesverband Soziokultur startete die deutschlandweite Kampagne “Wir lieben Demokratie!” zur Stärkung der Demokratie und Vielfalt. Sie soll auch die zentrale Rolle soziokultureller Zentren und Initiativen in der Aufrechterhaltung demokratischer Prozesse herauszustellen. Neben umfangreichen Kampagnenmaterial veröffentlichte der Bundesverband ebenfalls ein Positionspapier.

Es gibt viele Wege sich für die Demokratie einzusetzen, sei es direkt vor Ort, in Initiativen oder durch eine klare Positionierung für eine vielfältige Gesellschaft. Die Robert Bosch Stiftung zeigt etwa sieben konkrete Tipps auf, für die Demokratie aktiv zu werden – zu finden auf dieser Website.

Die Zeit beleuchtet in dem Artikel “Engagement gegen Rechtsextremismus: Was kann ausgerechnet ich für die Demokratie tun?” verschiedene Möglichkeiten aktiv zu werden, etwa mithilfe einer Freiwilligenagentur. Der Beitrag ist hier zu finden.

Digital Haltung zeigen
Auch im Digitalen lässt sich Position beziehen, etwa indem man aktuelle Kampagnen unterstützt, öffentlich sichtbar zu sein.

  • Das Bündnis „Hand in Hand“ bietet einen Profilbildgenerator für Social Media-Plattformen an – mehr Infos.
  • Mit dem Logo „Demokratie braucht keine Alternative“ lässt sich auf der eigenen Website die Kampagne der Türkischen Gemeinde unterstützen – mehr Infos.

Aktivitäten und Sonderseiten von Freiwilligenagenturen

Freiwilligenagenturen in ganz Deutschland bieten eine Vielzahl von Engagementangeboten an, sie stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt, ermöglichen Begegnung und machen Demokratie durch das eigene Handeln erlebbar.

Unter dem Titel “Freiwilligenagenturen gestalten Gesellschaft und Demokratie” verabschiedeten die Teilnehmenden der bagfa-Jahrestagung am 5. Juni 2024 8 “Kasseler Positionen” zur Arbeit und Wirkung von Freiwilligenagenturen. Position 2 und die Präambel des Positionspapier verdeutlichen eine klare Haltung für Demokratie, Zusammenhalt sowie offene und vielfältige Gesellschaft.

Die “Kasseler Positionen”, weitere Informationen und eine Pressemitteilung sind hier zu finden.

Ein Rückblick zur Verleihung des bagfa-Engagement- und Demokratiepreis 2024 ist hier zu finden.

Als Knotenpunkte des Engagements kommt Freiwilligenagenturen in der Förderung einer resilienten Demokratie eine hohe Bedeutung zu. Dies verdeutlichte auch der bagfa-Engagement- und Demokratiepreis 2024. Insgesamt 12 Freiwilligenagenturen und Landesarbeitsgemeinschaften (lagfas) zeichnete die bagfa für ihre bestehende Projekte oder Ideen im Bereich Demokratieförderung aus. Die Gewinner:innen wurden am 3. Juni im Haus der Kirche in Kassel im Rahmen der bagfa-Jahrestagung 2024 feierlich vor rund 160 Kolleg:innen aus Freiwilligenagenturen verkündet und gewürdigt.

Knapp 45 Teilnehmende und diverse Expert:innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft zogen beim digitalen Thementag beim„Von der Protestwelle zur Bewegung: Wie wir für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt einstehen“ eine erste Zwischenbilanz der zurückliegenden Proteste. Im Zuge des Thementages ließ sich feststellen: Demokratie braucht breite Bündnisse und starke Engagementförderung vor Ort.

Die Dokumentation zum digitalen Thementag “Von der Protestwelle zur Bewegung” am am 6. Mai 2024 ist hier zu finden.

Die Dokumentation des bagfa-Arbeitsforums “Haltung zeigen! Aber wie?” am 9. April 2024 ist hier zu finden.

Im bagfa-Arbeitsforum „Haltung zeigen! Aber wie? Freiwilligenagenturen und ihre Rolle in der Demokratie“ diskutierten über 60 Kolleg:innen aus Freiwilligenagenturen konkrete Ideen, um Demokratie zu fördern oder sich klar zu positionieren – und was es dafür braucht.

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Der bagfa-Agentursatlas bietet eine Übersicht über die über 400 Freiwilligenagenturen in Deutschland – zu finden hier.

Außerdem stellen Freiwilligenagenturen und Landesarbeitsgemeinschaften Informationen und Beispiele zu Engagement für Demokratie bereit oder beziehen Stellung gegen Rechtsextremismus. Hier eine Auswahl:

Statements und Stellungnahmen von Freiwilligenagenturen und Landesarbeitsgemeinschaften:

  • Statement der Lagfa Schleswig-Holstein “Freiwilliges Engagement stärkt Demokratie” – mehr Infos.
  • Statement der Lagfa Brandenburg “Die Freiwilligenagenturen beziehen Position zur Demokratie” – mehr Infos.
  • Stellungnahme der LAGFA Berlin e.V. “Welchen Beitrag leistet freiwilliges Engagement zu Demokratieförderung” – mehr Infos.
  • Social Media-Kampagne der Thüringer Ehrenamtsstiftung und der Landesarbeitsgemeinschaft der Thüringer Freiwilligenagenturen (LAGFA) zu Engagement für Demokratie – mehr Infos.

Sonderseiten und Projekte von Freiwilligenagenturen:

  • Website “Demokratie stärken” der Agentur Ehrenamt Ahrensfelde & Bernau – zu finden hier.
  • Website “Setz dich ein für demokratiestärkende Projekte!” der Freiwilligenagentur Leipzig – zu finden hier.
  • Jährliche Aktionswoche “Eine Stadt für Alle” der Initiative Weltoffenes Magdeburg – mehr Infos.
  • Bündnisarbeit des Freiwilligenzentrum im Kreis Plön und Demonstration am 11. Februar – zur Berichterstattung.
  • Bündnis “Hallianz für Vielfalt” in dem die Freiwilligenagentur Halle-Saalkreis e.V. aktiv ist – mehr Infos.
  • Aufruf zur Kundgebung “Wir stehen zusammen – eine Region für Vielfalt, Toleranz und Demokratie” der Agenda und Freiwilligenagentur Ehrensache Varel – mehr Infos.
  • Website “Bremer Engagement für Demokratie und gegen Rechts” der Freiwilligenagentur Bremen – zur Website.
  • Aktionsfonds für Projektideen zu Toleranz, Solidarität und Demokratie der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf – mehr Infos.
  • Website zu Demokratie-Projekte von der Maintal Aktiv – Freiwilligenagentur, z.B. Mikro-Förderprojekte oder Demokratie-Werkstätten – zur Website.

Blick aufs Thema: Proteste für Demokratie und gegen Rechtsextremismus

Stimmen von Expert:innen

In einem Beitrag geht der Soziologe Matthias Quent spricht über Rechtsextremismus in Ostdeutschland und einen Sommer der Zivilgesellschaft, der im Osten bevorsteht – Beitrag hier.

Im Online-Magazin „Progressives Regieren“ des Progressiven Zentrums spricht der Rechtsextremismusexperte David Begrich über die anstehenden Wahlen in diesem Jahr und die Herausforderungen für die demokratischen Parteien – Beitrag hier.

Sebastian Koos und Marco Bitschnau untersuchten die Demokratie-Proteste und identifizierten eine “schweigende Mehrheit” die auf den Demonstrationen vertreten ist – Beitrag hier.

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova diskutieren Prof. Dr. Sabrina Zajak, Lennar Schürmann und Tareq Alaows über die Proteste und soziale Bewegungen – Beitrag hier.

Interessante Hintergrundbeiträge

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Publikationen, Nützliches & Wissenswertes

“Gefährdet politische Arbeit den Status der Gemeinnützigkeit?”
Paper von ZiviZ im Stifterverband

“Digital-demokratische Bildung mit Lernen durch Engagement”
Dossier der Stiftung Lernen durch Engagement

“Fact Check Explorer”
Google-Tool zur Erkennung von Fake News

“Einfallstor für rechts? Zivilgesellschaft und Rechtspopulismus in Deutschland”
Buch von Wolfgang Schroeder, Samuel Greef, Jennifer Ten Elsen, Lukas Heller und Saara Inkinen erhältlich bei der Bundeszentrale für politische Bildung

Das Wahljahr 2024 und seine Herausforderungen für die politische Bildung im Bundesland Sachsen
Positionspapier von Anja Besand (TU Dresden) zu Wahlforen, Demoteilnahmen und weiteren Themen

“Verteidigt die Demokratie!”
Sammelband herausgegeben von Harald Roth

“Wir sind die Demokratie”
Podcastfolge von “Das Politikteil” mit Marina Weisband

“Adé AfD”
Newsletter von Franzi von Kempis zu Strategien gegen Rechtsextremismus.

“Mehr Erreichen. Mit Beteiligung”
Arbeitsbuch der Initiative Offenne Gesellschaft und More in Common mit konkreten Hilfestellungen zu Beteiligungsprozessen.

“Demokratieförderung braucht Antidiskriminierung”
Policy Paper von Till Sträter, Christian Sowa, Hümeyra Imamoğlu, Tanita Jill Pöggel und Nora Ratzmann (DeZIM-Institut).

“Die vielfältige Gesellschaft gestalten”
Projektbericht von Christian Sowa, Till Sträter und Hümeyra Imamoğlu (DeZIM-Institut) zu Bedarfen und Empfehlungen für mehr Diversität und den Abbau von Diskriminierung.

Vertrauen in Demokratie in Krisenzeiten
Studie von Volker Best, Frank Decker, Sandra Fischer und Anne Küppers durch die Friedrich Ebert Stiftung.

Infopool Rechtsextremismus
Themen- und Materialsammlung der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) mit verschiedenen Schwerpunkten.

“Dürfen Vereine gegen Rechtsextremismus demonstrieren?”
Wiki der Allianz Rechtssicherheit für politische Willensbildung

“#StopFakeNews – Fake News erkennen”
Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung

“Auf die Straße, fertig, los! Handlungsempfehlungen für Versammlungen”
Handreichung der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin

“Demokratie wirksam fördern – Handlungsempfehlungen für eine demokratische Praxis”
Buch von Prof. Dr. Roland Roth, herausgegeben von der Stiftung Mitarbeit

“Rassismuskritik und Vielfaltsorientierung der WIR-Vielfaltszentren”
Handreichung des Hessisches Ministerium für Soziales und Integration und der WIR-Vielfaltszentren

“Demokratiestärkung durch bürgerschaftliches Engagement”
Beitrag von Prof. Dr. Roland Roth in Heimat Westfalen 1/2024

“Zehn Regeln für Demokratie-Retter
Buch von Jürgen Wiebicke

“DIVERSITÄT. MACHT. VERÄNDERUNG.”
Podcastfolge mit Dr. Devrimsel Deniz Nergiz

“Die Mitte stärken”
Policy-Brief von Prof. Dr. Robert Vehrkamp und Dr. Silke Borgstedt, herausgegeben von der Bertelsmann-Stiftung.

“Starthilfeförderung
Mikroförderfond der Stiftung Mitarbeit zur Unterstützung von Aktionen und Initiativen im kommunalen Raum.

“Antirassismus in Deutschland”
Heft 1/2024 des Forschungsjournals Soziale Bewegungen mit Beiträgen zu Antirassismus in Deutschland, sozialen Bewegungen und staatliche Politik.

“Hält die Brandmauer? Studie zu Kooperationen mit der extremen Rechten in ostdeutschen Kommunen”
Studie von Steven Hummel und Anika Taschke durch die Rosa Luxemburg Stiftung.