11.05.2023

Neue Publikation: Impulspatenschaften für mehr Integration und Teilhabe – Evaluation des Projekts „Impulspatenschaften“

Patenschaften sind eine beliebte Form des Engagements. Viele Freiwillige empfinden das langfristige Engagement allerdings als Hürde und eine zu große Verpflichtung. Daher sind Wege gefragt, die die Konstellation von Patenschaften leichter zugänglich machen.

Hier setzt das bagfa-Projekt „Impulspatenschaften“ an: Freiwillige treffen sich mit ihren Mentees zunächst drei Mal, für eine konkrete Aktivität oder zu einem bestimmten Bedarf. Die Praxis zeigt, dass der niedrigschwellige Ansatz aufgeht. Viele Freiwillige engagieren sich nach den drei Treffen weiter. Gelingt das Miteinander, entstehen oft längere Kontakte. Es braucht einen anfänglichen Impuls, um Entwicklungen anzuregen. Aber auch kürzere Begegnungen bleiben wertvoll.

Seit 2019 wurden jährlich rund 2.000 Impulspatenschaften gestiftet: Je zur Hälfte unterstützen sie Menschen mit Fluchthintergrund und Menschen, die durch andere Lebenssituationen Unterstützung benötigen. 22 Freiwilligenagenturen, in Großstädten wie in ländlichen Regionen, setzen das Projekt um, angepasst an konkrete Bedarfe und Gegebenheiten vor Ort.

Auf Grundlage einer umfassenden Evaluation zieht das Projekt nun ein Resümee. In der bagfa-Analyse „Impulspatenschaften für mehr Integration und Teilhabe – Einsichten aus der Evaluation eines dreijährigen Projekts zu einem niedrigschwelligen personenbezogenen Engagement“ geben wir einen vertieften Einblick in das Projekt und die Erfahrungen von Pat:innen, Mentees und Freiwilligenagenturen.

Die vollständige bagfa-Analyse „Impulspatenschaften für mehr Integration und Teilhabe“ ist hier als Download erhältlich.

Einen ersten Einblick in die Evaluation geben folgende acht Ergebnisse:

1.

Impulspatenschaften mobilisieren neue Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern für das Engagement. Das modifizierte Format, das die zeitlichen Anforderungen zunächst gering ansetzt, erleichtert den Zugang in das Engagement.

2.

Wer niedrigschwellig und zunächst zeitlich begrenzt in ein Engagement einsteigt, kann dennoch ausgedehnter aktiv werden. Wie schon im Vorgängerprojekt fanden sich auch bei den Impulspatenschaften deutliche Hinweise auf einen „Klebe-Effekt“: Gelingen die ersten Treffen, sind viele Freiwillige bereit, sich umfassender einzubringen.

3.

Integration erleichtern, Teilhabe fördern, Wissen und Zugänge vermitteln: Diese Ziele wurden bei allen Zielgruppen erreicht. Insofern erwiesen sich Impulspatenschaften – auch unter extremen Umständen, wie sie die Corona-Pandemie mitbrachte – als sinn- und wertvolles Instrument, um auch etwa Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderung oder Mobilitätseinschränkung zu fördern.

4.

Die Wirkungen fielen unterschiedlich aus, wahrscheinlich entsprechend der sehr unterschiedlichen Aktivitäten und der verschiedenen Lebensbereiche und -phasen, in denen sich Impulspat:innen eingebracht haben.

5.

Impulspatenschaften ermöglichen vielfältige Lernprozesse auf beiden Seiten. Insgesamt scheint das Ziel „Umgang mit Menschen aus anderen Lebensumständen/ Kulturen/ Milieus/ Generationen lernen“ am meisten erreicht. Damit angesprochen sind individuelle Fähigkeiten für vielerlei Integrationsprozesse: Man kann kompetent(er) mit Diversität umgehen.

6.

Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund oder mit Behinderung profitieren stärker von Impulspatenschaften als Alleinerziehende oder Menschen aus besonderen sozial benachteiligten Umständen. Vielerorts war es schwieriger als gedacht, die letztgenannten Zielgruppen zu erreichen.

7.

Obschon ein niedrigschwelliges Format, ist die praktische Umsetzung von Impulspatenschaften kein leichtes Unterfangen; viele Herausforderungen ähneln denen von langfristig orientierten Patenschaftsprojekten und verlangen flexible, umsichtige und den jeweiligen Zielgruppen angemessene Lösungen.

8.

Gerade die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen machten es notwendig, neue Wege zu gehen und das Format auf die Ausnahmesituation anzupassen. Die vielen Umstellungen, die es dabei zu bewältigen gab, haben die beteiligten Freiwilligenagenturen gut gemeistert.