Die Corona-Pandemie, die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal oder die Folgen des Angriffskrieges auf die Ukraine verdeutlichen: Unsere Gesellschaft ist in dichter Abfolge mit Krisen und Notlagen konfrontiert. Wie Freiwilligenagenturen überall feststellen, betreffen diese Herausforderungen auch das bürgerschaftliche Engagement. In wachsender Zahl engagieren sich Spontanhelfende, wenn es Krisenlagen zu bewältigen gilt. Dieses ungebundene und anlassbezogene „crisis volunteering“ gewinnt an Bedeutung – als Aktionsform im Notfallmanagement und für Freiwilligenagenturen wie als „Seismograph“ für aktuelle Entwicklungen und Potenziale des Engagements.
Wie dieses situative, aber besonders wertvolle Engagement zu verstehen ist und wie Freiwilligenagenturen und andere dazu beitragen können, es noch besser zu stärken, das lotet das bagfa-Diskussionspapier „Krisenengagement“ aus. Prof. Dr. Roland Roth skizziert darin, ausgehend von praktischen Erfahrungen und einer explorativen Umfrage, die Bedingungen und Möglichkeiten für eine lokale Entwicklung des Krisenengagements. 171 Agenturen nahmen an der bagfa-Befragung teil.
Eine deutliche Erkenntnis lautet: Krisen und Katastrophen gehören bereits zum Aufgabenfeld von Freiwilligenagenturen. Gleichzeitig fehlt es oft noch an Sichtbarkeit und gesellschaftlicher Anerkennung. Das gilt für die wichtige Rolle des bürgerschaftlichen Engagements, wenn es um Resilienz, Prävention und die Bewältigung von Krisen geht. Auch die Wertschätzung und der Umgang mit Spontanhelfenden verdient mehr Aufmerksamkeit.
Der Autor spricht sich dafür aus, dass Freiwilligenagenturen den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz systematischer in den Blick nehmen und so innovative Beiträge zur Bewältigung von Krisen leisten. Hierfür werden verschiedene Handlungsperspektiven und Merkpunkte formuliert, welche die Kernkompetenzen der Vermittlung und Koordination von Freiwilligen zur Grundlage haben und diverse Handlungsfelder, wie Beteiligungsformate und Kooperationen mit Verwaltung und „Blaulichtorganisationen“, in den Blick nehmen.
Damit liegt für die Freiwilligenagenturen als erster Engagement-Infrastruktur ein strategischer Aufschlag vor, wie gerade auch das Potenzial von Spontanhelfenden gewinnbringend in Krisensituationen genutzt und ihren Motiven gerecht werden kann.
“Für Freiwilligenagenturen geht es nicht zuletzt darum, fit zu sein, um mit spontanen Hilfeinitiativen zu kooperieren und Brücken zur organisierten Notfallhilfe sowie zu lokalen Behörden zu bauen.”
Prof. Dr. Roland Roth – Handreichung “Krisenengagement”
Die Handreichung steht hier zum Download als PDF zur Verfügung.