24.04.2020

Engagement und Coronahilfe

Foto: Kelly Sikema via Unsplash

Es spricht für unsere Gesellschaft, dass sich so viele Menschen solidarisch zeigen und ihre Hilfe anbieten, um mit der Corona-Krise umzugehen.

Deshalb ist nun auch die Infrastruktur der Freiwilligenagenturen und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen gefragt – als Aufklärerinnen, Informationsgeberinnen und Netzwerkstellen.

Allerdings muss auch das Engagement neu und sicher gedacht werden, denn persönlicher Kontakt und Interaktion mit Menschen und Zielgruppen – das, was Engagement sonst ausmacht – sind aktuell nicht geboten, sondern potenziell gefährlich und daher immer auf die Notwendigkeit zu überprüfen.

Aber gleichzeitig können wir auch aktiv werden, es gibt schließlich auch telefonische und digitale Wege, die nun beschritten werden können.

Dazu haben wir Informationen sowie Empfehlungen für Engagementinteressierte, Freiwilligenagenturen und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen zusammengestellt.

Per Klick können Sie direkt zum jeweiligen Abschnitt gelangen:


Wie kann ich mich wirksam und sicher engagieren?


Was können Freiwilligenagenturen jetzt tun?



Die Hinweise und Ideen sind aus einer Abfrage unter den 400 Freiwilligenagenturen und Eigenrecherchen in unseren Netzwerken und öffentlichen Quellen entstanden.

Die Situation und auch das Wissen über Corona wird sich ständig ändern. Aufgrund dieser Dynamik können unsere Angaben und Aussagen nie vollständig und minutenaktuell sein, aber wir werden die Aussagen kontinuierlich der Entwicklung anpassen.

Helfen Sie uns gerne die Seite zu verbessern und schicken Sie uns Ihre Hinweise an bagfa@bagfa.de.

Aktuell finden wir:
Solidarität heißt Abstand halten, Verzicht und Vorsicht.
Das bedeutet: Die erste Engagementform ist, sich nicht mehr mit anderen Menschen (insbesondere aus Risikogruppen) persönlich zu treffen, aber digital und telefonisch geht alles.
(Statt von Social Distancing sollte man besser von Distant Socialising sprechen, siehe hier.)
So kann man dazu beitragen, die Krise für alle – gerade im Kleinen – erträglicher zu machen.
Es ist schön, dass sich viele Menschen einbringen möchten, aber wir brauchen auch nicht nur Sofort-Engagement, sondern reflektiertes Handeln mit langem Atem. Denn: „Mit einem kurzen Sprint ist es nicht getan. Wir müssen uns auf einen Marathon einstellen…“ (Virologe Schmidt-Chanasit, Universität Hamburg, hier)

Wie kann ich mich wirksam und sicher engagieren?

Empfehlungen der bagfa

Foto: Pawel Czerwinski via Unsplash

Das oberste Gebot: Sich selbst und andere schützen

  • Eine der besten guten Taten derzeit: Beherzigen Sie die allseits kommunizierten Schutzmaßnahmen (Händewaschen, Abstand halten, Hustenetikette). Mehr Informationen hier. Und weisen Sie andere darauf hin, das auch zu tun. Infografiken dazu finden Sie hier. Auch das Tragen einer Mundmaske wird empfohlen, vor allem in geschlossenen Räumen. Solche Mundmasken lassen sich auch selbst herstellen, Information dazu finden Sie weite runten auf dieser Seite.
  • Der Selbstschutz von Freiwilligen im Einsatz ist immer wichtig – aber gegenwärtig noch wichtiger. Ein Projekt des Bundesforschungsministeriums hat nun den „Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Spontanhelfern“ übersichtlich zusammengefasst. Die jeweiligen Handlungshilfen, erstellt von der Uni Wuppertal gemeinsam mit den Maltesern, finden sich hier.
  • Klären Sie für sich selbst, ob Sie zu einer Risikogruppe gehören, aus einem Risikogebiet kommen oder im schlimmsten Fall an Covid-19 erkrankt bzw. mit dem Virus infiziert sind. Informationen zu den Risikogruppen finden Sie hier sowie zu den Risikogebieten hier.
  • Ob man sich selbst angesteckt hat, kann am besten ein Arzt herausfinden. Wie man genau vorgeht, um einen Verdacht abzuklären, zeigt ein Flussdiagramm hier.
  • Halten Sie sich an die entsprechenden Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und an die Anweisungen der zuständigen örtlichen Behörden.
  • Selbst- und Fremdschutz kann auch bedeuten: Nicht die ganze Zeit über Corona lesen, sprechen, grübeln oder sich dazu engagieren, sondern sich auch mit Dingen beschäftigen, die nichts, aber auch gar nichts damit zu tun haben, runterkommen etc.

1. Klären Sie mit auf

  • Seien Sie Vorbild, bleiben Sie wenn möglich zu Hause! Halten Sie Abstand ein. Wirken Sie auf Ihr (persönliches) Umfeld, insbesondere bei den Risikogruppen ein, sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zu bewegen – und wenn, dann mit entsprechendem Abstand zu anderen.
  • Erkennen und unterbinden Sie gegebenenfalls Fake News. So wurde behauptet, die Papierhülsen von Toilettenpapier seien mit SARS-CoV-2 kontaminiert – eine Lüge. Falschnachrichten verunsichern und können dazu führen, dass Menschen sich und anderen schaden. Welche Fake News zu Corona unterwegs sind und was ihre Prüfung ergab, sammelt z. B. mimikama, ein Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch in Wien hier. Wie man Fake News erkennt und was dahinter steckt wird hier von einem Faktenchecker erklärt. Was man bei Kontakt mit Falschnachrichten tun kann, siehe hier

2. Spenden Sie Trost, sorgen Sie für Ablenkung

Das Virus verändert viel und verlangt, Gewohntes auf den Kopf zu stellen. Abgesehen von den konkreten gesundheitlichen Gefahren, schafft allein das Unsicherheit, erzeugt Ängste und damit Stress. Umso wichtiger, runterzukommen und sich gemeinsam abzulenken. Dazu müssen Sie kein Virologe sein, vermutlich können Sie das besser als jeder Arzt.

  • Rufen Sie in Ihrem Umfeld Menschen an, die zu Risikogruppen gehören, die besonders einsam und verunsichert sind, chatten Sie mit Ihnen oder schreiben eine Mail oder Karte.
  • Hören Sie zu, beruhigen Sie ggfs., lenken Sie ab, spenden Sie Trost.

3. Werden Sie digital aktiv

Miteinander sprechen, füreinander da sein, etwas bewegen: Im digitalen Zeitalter muss nicht unbedingt physische Kopräsenz gegeben sein. Das Internet macht viel möglich, vielleicht jetzt besonders. Hier eine kleine Auswahl:

  • #WirVsVirus: Der #WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung fand vom 20. bis 22. März statt – mit über 40.000 Teilnehmer/innen und 1900 eingereichten Projektideen. Die 20 ausgezeichneten Projekte können hier angesehen werden. Informationen, wie es mit den entstandenen Prototypen weitergeht gibt es außerdem hier. Auch die beiden folgenden Initiativen sind aus dem Hackathon hervorgegagen:
    • Corona School: Nicht nur die Schulen, sondern auch die meisten Universitäten sind momentan geschlossen. Um Eltern und Schüler/innen während der Corona-Krise zu entlasten und für eine sichere wie zuverlässige Lernatmosphäre zu sorgen, vermittelt die Corona School den Kontakt zwischen Schüler/innen und Studierenden für eine virtuelle Lernbetreuung. Mehr Infos hier
    • #HackingCorona: Viren sind keine Lebewesen, sondern Information – ein Code, der sich knacken lässt. Mit der Kampagne #HackingCorona wird dazu aufgerufen, die internationale Forschungsinitiative Folding@Home zu unterstützen und für die Suche nach einem Impfstoff die Rechenleistung des eigenen Computers zu spenden. Wie das funktioniert erfahren Sie hier
  • Triaphon: Damit auch Menschen mit Sprachbarriere informiert werden können und das Gesundheitssystem durch Verständigungsprobleme nicht zusätzlich strapaziert wird, hat das Projekt Triaphon eine Corona-Soforthilfe aufgebaut. Sie sprechen Deutsch und Arabisch, Bulgarisch, Farsi/Dari, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Türkisch oder Vietnamesisch? Dann können Sie bei Triaphon ehrenamtlich aktiv werden und anonym Patient/innen und medizinischem Personal bei der Kommunikation unterstützen.
  • youvo.org: Den kreativen Köpfen unter Ihnen sei die Plattform youvo.org ans Herz gelegt. Dort können Sie (bereits seit 2014) u.a. Ihre Fähigkeiten aus den Bereichen Design, Kommunikation und Digitales für soziale Organisationen einbringen und diese z.B. mit einem neuen Flyer oder einem Kommunikationskonzept unterstützen. Wer mitmachen will, muss sich auf der Webseite zunächst registrieren und kann sich dann auf ausgeschriebene Projekte bewerben.

Zum Umgang mit neuen Hilfe-Plattformen, Apps etc. 

4. Nähen Sie Mundmasken

Obwohl Masken keinen sicheren Schutz bieten, helfen sie insbesondere zu vermeiden, das Virus beim Sprechen, Husten oder Niesen auf andere zu übertragen. Inzwischen ist es im Einzelhandel und im öffentlichen Nahverkehr in allen Bundesländern Pflicht, eine solche Bedeckung der Mund-Nase Partie zu tragen. 

Dabei kommt es vor allem darauf an, die „Community-Maske“, wie sie inzwischen auch genannt wird, richtig zu benutzen. Was man dabei falsch machen kann, schreibt die FAZ hier.

Wichtig scheint aktuell auch: Medizinische Mundschutz- und erst recht Atemschutzmasken besser dem medizinischem Personal überlassen. Stattdessen Mund-Nasen-Masken zu Hause mit der Nähmaschine selbst herstellen. Das ist nicht sooo schwer, im Internet finden Sie bereits unzählige Anleitungen:

  • Z.B. auf YouTube unter dem Stichwort “Mundschutz nähen”
  • Als schriftliche Anleitung z.B. hier von der Ehrenamtagentur Essen
  • Schnittmuster und Anleitungen zum Download gibt es außerdem hier

Und wenn Sie Ihr eigenes Umfeld dann ausgestattet haben, können Sie weitere Mund-Nasen-Masken an verschiedene Einrichtungen in Ihrer Region spenden. Bedarf dafür haben z.B. Seniorenheime, die Tafeln, Kindereinrichtungen sowie Physiotherapie- und Arztpraxen. Die Freiwilligenagentur Halle-Saalkreis hat beispielsweise einen Aufruf gestartet und gibt die gespendeten Selfmade-Mund-Nasen-Masken weiter. In Berlin sammelt u.a. das Unionhilfswerk. Eine weitere der zahlreichen Initiativen, die zum Thema Mundmasken entstanden sind, finden Sie unter dem Hashtag #maskefürdich.

Wenn Sie Ihr Produkt nach außen öffentlich anbieten, dann nennen Sie es besser nicht “Mundschutz”- oder “Schutzmaske”. Das ist ein geschützter Begriff für ein medizinisches Produkt. Bislang noch nicht passiert, aber Sie könnten andernfalls eine kostspielige Abmahnung erhalten, heißt es.

5. Spenden Sie Geld, Lebensmittel etc., kaufen Sie Gutscheine

Zwar werden im Moment erhebliche staatliche Mittel zur Verfügung gestellt, um die Folgen von Corona aufzufangen, aber es werden natürlich auch private Spenden benötigt, für ganz unterschiedliche Zwecke und Gruppen.

Obwohl noch selten Teil der Berichterstattung, ist klar: In armen Ländern mit schwächeren Gesundheitsinfrastrukturen wird es für die Menschen noch schwieriger, dem Virus etwas entgegenzusetzen und Covid 19-Erkrankte zu versorgen.

  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa bittet um Spenden für Forschung, die Ausbreitung des Virus zu verfolgen und zu verstehen, Versorgung von Patient/innen und Schutz der Mitarbeiter/innen
    • Nähere Informationen als PDF hier
    • Direkt spenden hier
  • Bei betterplace finden Sie viele weitere aktuellen Spenden-Projekte und Initiativen.

Auch durch das Bestücken von sog. Gabenzäunen und mit dem Kauf von Gutscheinen können Sie spenden!

6. Spenden Sie Blut

Hier scheint die Risikoabwägung eindeutig: Wer gesund ist und Blut spenden kann und mag, sollte das Haus verlassen. Gerade am Beginn einer Epidemie braucht es Spenden. Die einschlägigen Organisationen müssen einen Vorrat anlegen, um für später gewappnet zu sein, heißt es beim DRK.

Das DRK hat sehr detailliert Informationen zu allen Fragestellungen aufbereitet, siehe hier. Infomieren Sie sich vorher, bspw. wenn Sie in einem Risikogebiet waren, dann ist eine vierwöchige Sperre einzuhalten. Und wenn Sie sich auf den Weg machen, Sie wissen schon, Abstand halten, die neue solidarische Geste.

7. Schenken Sie Lächeln und Applaus

Krankenhäuser, Arztpraxen, Einkaufsläden, Drogerien, Apotheken: Wer hier beschäftigt ist und versorgt, verkauft, verarztet, vertröstet etc., steht derzeit schwer unter Druck. Wenn es derzeit Held/innen gibt, die Übermenschliches leisten, dann finden Sie sie u.a. hinter der Kasse und am Praxistresen.

  • Ob beim Einkaufen oder beim Arzt: Haben Sie Geduld und schenken Sie den Angestellten ein Lächeln oder machen ein kleines Geschenk – und halten Sie dabei, Sie wissen schon, so gut es geht, den wichtigen Abstand.
  • Beteiligen Sie sich an öffentlichen Anerkennungsgesten, wie z.B. an dem täglichen Applaus für alle Einsatzkräfte, zu dem aktuell aufgerufen wird.

8. Übernehmen Sie Einkäufe (und bleiben Sie vorsichtig)

Am einfachsten und vertrauenswürdigsten ist, wenn Einkäufe über familiäre oder befreundete oder nachbarschaftliche Strukturen übernommen werden, da hierbei der mögliche Missbrauch relativ ausgeschlossen erscheint. Dazu können Sie auch beispielweise auch Plakate in Ihrem Haus aufhängen (siehe hier).

Denken Sie bitte immer daran, in welchen öffentlichen Kontext Sie Ihre Telefonnummer und Ihre privaten Angaben veröffentlichen möchten.

Sollte dieses Umfeld bereits versorgt sein, können Sie auch für fremde Menschen aktiv werden. Inzwischen gibt es auch sehr viele Websites, auf denen sich schon Tausende Hilfsbereite registriert haben. Ein beeindruckendes und für alle wertvolles Signal.

Bundesweit sind folgende Onlineportale sichtbar:

Dem großen Angebot steht allerdings – bislang – eine geringe Nachfrage gegenüber. Bitte seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie vorerst nicht kontaktiert oder gebraucht werden. Die Lage verändert sich ständig und wenn nicht im Moment dann zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht dann auch mit einer anderen Aktivität? Zur traurigen Wahrheit gehört gerade: Insbesondere für Risikogruppen und ältere Menschen kann zusätzlicher direkter Kontakt gefährlich werden, so lautet die eindeutige Warnung eines Virologen (hier).

9. Seien Sie zurückhaltend bei der Kinderbetreuung

Eltern, Alleinerziehende, die arbeiten, aber plötzlich ganztags auf die Kinder aufpassen müssen: Mit der Schließung von Kitas und Schulen ist zuweilen beides nicht mehr zu vereinbaren. Deshalb gab es schnell solidarische Angebote, die Betreuung der Kleinen zu übernehmen – aus der Nachbarschaft, aber auch vermittelt über das Netz. Allerdings sind auch hier Risiken der Eigen- und Fremdgefährdung abzuwägen.

10. Entwickeln Sie neue Ideen

Sie haben neue Ideen, wie man/frau sich digital und per Telefon für andere Menschen engagieren oder Strukturen unterstützen können, an die bislang noch nicht oder kaum gedacht wurde?

Melden Sie sich unter: bagfa@bagfa.de
Wir werden Ihre guten Ideen verbreiten und teilen.

Weitere Anregungen für kontaktfreies Engagement
Die Freiwilligenagentur Magdeburg stellt aktuell jeden Tag eine kontaktfreie Engagement-Idee gegen Corona-Frust auf ihre Website.
Auch der Newsletter von Govolunteer informiert regelmäßig über verschiedene (und insbesondere kontaktlose und digitale) Engagementmöglichkeiten.


Was können Freiwilligenagenturen jetzt tun?

Foto: Berkeley Communications via Unsplash

Die ganze Gesellschaft ist im Krisenmodus: Alle müssen sich umstellen, Unsicherheiten verarbeiten, Unübersichtlichkeit aushalten, Routinen aufgeben.

Und viele wollen sich auch solidarisch zeigen, sich engagieren und etwas Sinnvolles tun.

Damit sind auch die Freiwilligenagenturen und weitere Engagementstrukturen gefragt.

Hier beschreiben wir, was in unseren Augen im Moment sinnvoll erscheint. So dynamisch, wie sich die Lage entwickelt, kann sich das schnell ändern.

Manches erscheint Ihnen selbstverständlich oder ist bereits erledigt? Umso besser.

Fehlt ein wichtiger Aspekt? Bitte weisen Sie uns unter bagfa@bagfa.de darauf hin.

Wir empfehlen folgende Schritte:

  1. Ergreifen Sie Selbst- und Fremdschutzmaßnahmen für sich und ihre Organisation.
  2. Schätzen Sie die Folgen von Corona für die Organisation ab, vor allem hinsichtlich Veranstaltungsmanagement und Finanzen.
  3. Checken Sie Ihre Ressourcen, Kompetenzen und Kooperationen: Loten Sie Möglichkeiten aus und nutzen Sie sie effektiv.
  4. Bleiben Sie Up-to-date: Holen Sie Informationen ein, sortieren und teilen Sie diese auf allen Kommunikationskanälen (z.B. bedarfsgerechte Engagementtips).
  5. Bauen Sie eine Anerkennungs- und Aufklärungskultur auf: Informieren Sie Engagementinteressierte und würdigen Sie die Bereitschaft, auch wenn sie noch nicht zum Einsatz kamen.
  6. Werden Sie gemeinsam mit anderen aktiv: Gibt es noch Bedarfe, bauen Sie Hilfsstrukturen auf und unterstützen Sie, wo dies erforderlich ist.
  7. Beantragen Sie Unterstützung und Förderprogramme.
  8. Werden Sie politisch.
  9. Bleiben Sie kreativ.

Achten Sie auf Ihre eigene Leistungsfähigkeit und die Ihrer Organisation.
Wenn Sie noch Kapazitäten haben, setzen Sie unbedingt Prioritäten und nutzen Sie Ihre Erfahrungen und Netzwerke als Engagement-Expertinnen möglichst effektiv. 
Versuchen Sie weder neue Strukturen auf die Schnelle aufzubauen noch sich in neue Felder einzuarbeiten, sondern handeln Sie dabei immer in Kooperation mit Verwaltung und weiteren Akteuren. Manchmal ist es hilfreicher, vorhandene Strukturen und Initiativen zu unterstützen, als parallel eigene aufzubauen.
Die Corona-Krise ist keine Profilierungsfrage, sondern die größte Verantwortungsherausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Bewahren Sie Ruhe und Gelassenheit.

Die (medizinischen) Versorgungsstrukturen sind im Moment wichtiger und deutlich mehr unter Druck. Tun Sie vor allem nichts/wenig, was vielleicht auch schaden kann: Das ist die erste bürgerschaftliche Pflicht, gerade der beruflichen Aktiven.

Selbstschutz und Folgenabschätzung

  • Schützen Sie sich selbst, Ihre Freiwilligen und Mitarbeiter/innen (Beratung digital und telefonisch, Home-Office).
  • Organisieren Sie Ihre Veranstaltungsplanung neu, denken Sie an rechtzeitige Stornierungen. Aktuell scheint es ratsam, bis Mitte des Jahres keine Veranstaltungen (neu) zu planen und die bereits organisierten ständig hinsichtlich der Stornierungsmöglichkeiten zu überprüfen.
  • Schreiben Sie Ihre Zuwendungsgeber zu gegebener Zeit an und weisen Sie auf die Umstellungen, Ausfälle, fehlende Zielerreichungen und Stornierungskosten hin. Beschreiben Sie, wenn es Ihnen nötig erscheint, kurz Ihre aktuellen Herausforderungen und Ihre alternativen Aufgaben.

Das BMFSFJ hat die Thematik selbst schon aufgegriffen und z.B. an Trägerinnen kommuniziert:

  • Versuchen Sie arbeitsfähig zu bleiben und halten Sie weiterhin, wenn möglich, die professionellen Rahmenbedingungen ein (z.B. Abgabefristen für Berichte und Abrechnungen).
  • Finden Sie für sich die richtigen digitalen Kommunikations- und Arbeitsmöglichkeiten, um auch in nächster Zeit persönlicher Treffen zu vermeiden. Oft genutzte Tools sind zum Beispiel Trello, Slack, Google Docs etc.

Rollen und Ressourcenklärung

Bevor Sie aktiv werden möchten, analysieren Sie in Ruhe die Ressourcenlage: Was sind die Kompetenzen bspw. zu digitalen Umsetzungsmöglichkeiten, wie viel WoManPower hat Ihre Organisation? Kalkulieren Sie unbedingt auch krankheitsbedingte Ausfälle mit ein.

Entscheidend ist, dass Sie die Aufgaben, die Sie annehmen möchten, und die Strukturen, die Sie anbieten möchten, auch perspektivisch und kontinuierlich aufrechterhalten können.

Denn schneller Aktionismus kann auch ungünstige Folgen haben, zum Beispiel wenn

  • aufgrund mangelnder Aktualität nicht mehr gültige Informationen im Umlauf sind.
  • wegen mangelnder Absprachen unnötige Mehrarbeiten entstehen.
  • wegen falsch kommunizierter Bedarfe Freiwillige enttäuscht werden.
  • aufgrund unprofessioneller Durchführung Hilfen diskreditiert werden und mehr Schaden als Nutzen entsteht.

Ein tolles Angebot der Schmidt–Stiftung: In einer offenen Organisationsentwicklungs-Sprechstunde kann man die eigene Lage reflektieren.

Informieren und kommunizieren

Foto: Burst via Unsplash

  • Bleiben Sie im engen Austausch mit Ihrer Verwaltung und den weiteren Engagementinfrastrukturen, wie den Wohlfahrtsverbänden und dem Katastrophenschutz, um die tatsächlichen Bedarfe für Engagement abschätzen und entsprechend reagieren zu können.
  • Recherchieren Sie auch zu lokalen Initiativen, vielleicht können Sie auch diese logistisch und kommunikativ unterstützen? Es gibt viele Gruppen unter dem Stichwort „Solidarische Nachbarschaften“ hier.
  • Erkundigen Sie sich auch nach unbedingten Bedarfen an professionellen Kräften in medizinisch-logistischen Bereichen und geben Sie diese weiter.
  • Teilen Sie alle weiteren Aktionen, Initiativen, die Ihnen sinnvoll erscheinen.
  • Denken Sie an Ihr Freiwilligenmanagement gerade auch in Krisenzeiten. Wichtige Punkte könnten sein:
    • Aufklärung über Risiken und Schutzmaßnahmen
    • gute und sichere Einsatzbeschreibungen
    • Benennung und Absicherung von Ansprechpartnerinnen- gerade bei Schwierigkeiten
    • digitale und telefonische Anerkennung
    • Ausstiegsmöglichkeiten mitdenken
  • Sie können auf Ihrer Website Informationen zu Corona für spezielle Zielgruppen veröffentlichen und teilen: Täglich aktualisierte Infos zum Coronavirus in deutsch, englisch, persisch, französisch und pashtu, finden Sie beispielsweise hier (aufbereitet vom Flüchtlingsrat Niedersachsen) oder hier auf den Seiten des WDR. Informationen über Corona in leichter deutscher Sprache gibt es hier vom Bundesgesundheitsministerium oder hier vom Spektrum der Wissenschaft. 
  • Sie können auf Ihrer Website Engagement- und Aktionsmöglichkeiten (siehe die dargestellten Hinweise der bagfa) zusammenstellen und natürlich auch einzelne Engagementtips über Social-Media und E-Mail-Kanäle teilen. So sammelt z.B. die Freiwilligenagentur Magdeburg täglich einen neuen Engagementtipp auf ihrer Website.
    • Erinnern Sie immer wieder an das Gefährdungspotenzial direkter Kontakte.
    • Erklären Sie die aktuelle lokale Situation und die entsprechenden Bedarfe.
    • Verweisen Sie auf weitere Hilfsstrukturen wie der Telefonseelsorge: In der Corona-Krise bietet die Telefonseelsorge der beiden großen Kirchen ihre Hilfe an. Sie ist unter den Rufnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 täglich rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und anonym. Mehr dazu hier.
    • Vermitteln Sie den Menschen, die sich engagieren möchten und sich bei Ihnen melden, ein realistisches und gutes Gefühl. Nehmen Sie, bei Wunsch, die Daten auf und informieren Sie sie auch zu weiteren Engagementmöglichkeiten.

Und informieren Sie über geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen:

Hilfsstrukturen etablieren: z.B. Haushaltspatenschaften und Familienunterstützung

Viele Freiwilligenagenturen bieten bereits Hilfsmöglichkeiten an. 

Einen Auflistung der aktiven Freiwilligenagenturen finden Sie unten auf dieser Seite (direkt zur Auflistung hier

Dabei finden sich auch viele nützliche Hinweise vor allem für Engagierte (siehe auch die Hinweise der bagfa oben), insbesondere auf folgenden Seiten: 

Ausführliche Handlungshilfen für Spontanhelfer/innen, erstellt von der Uni Wuppertal gemeinsam mit den Maltesern, finden sich außerdem hier.

Bei allen gilt: Die Etablierung von professionellen Hilfsstrukturen sind voraussetzungs- und aufklärungsreich. Das meint: Neben der gesundheitlichen Aufklärung gelten auch noch immer und gerade während der aktuellen Situation Datenschutz und Versicherungsfragen, um Schaden von Engagierten und Betroffenen abzuwenden. Orientieren Sie sich an den bisherigen Hinweisen der anderen Kollegen/innen (siehe Links bzw. die Hinweise der bagfa).

Hinweis zu Kinderbetreuungsstrukturen
Aufgrund der schwer einschätzbaren Lage, ungünstigen Rahmenbedingungen (Multiplikationseffekte) und erheblichen weiteren Fragestellungen (Versicherungsschutz, Datenschutz, Führungszeugnis etc.) würden wir im Moment nicht dazu raten, eigene Kinderbetreuungsstrukturen aufzubauen. Hier empfehlen wir eine Zusammenarbeit mit professionellen Betreuungsinfrastrukturen bzw. erfahrenen Trägern und Fachkräften in diesem Bereich.

Förderprogramme und Unterstützung

Als erste große Förderorganisation hat die Aktion Mensch ein eigenes Soforthilfeprogramm aufgelegt: 

Weil die Tafeln gerade nicht mehr funktionieren (auch wegen des Ausfalls vieler älterer Ehrenamtlicher), richtet es sich unter anderem an Vereine, die Angebote zur Lebensmittelversorgung von sozial schlechter gestellten Menschen organisieren, also in folgenden Feldern tätig sind:

  • die Lebensmittelbeschaffung und -versorgung
  • die Suche und Mobilisierung neuer Unterstützer/innen / Helfer/innen
  • den Aufbau von Lieferdiensten oder anderer innovativer Lösungen zur Versorgung

In folgenden Bundesländern haben wir noch weitere Förderprogramme entdeckt:

Einen guten Überblick zu den Aktivitäten in den Bundesländern im Bereich Engagement und Coronahilfe finden Sie hier beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.

Auch hier finden Sie eine hilfreiche Zusammenstellung verschiedener Fördermöglichkeiten.

Politisch werden

Es gibt viele Gründe, als Freiwilligenagentur die Stimme zu erheben und laut auf die Bedarfe und Nöte hinzuweisen, in denen viele Vereine etc. corona-bedingt stecken. Denn der Staat hilft in der Corona-Krise mit enormen Mitteln – aber noch nicht überall. 

Mehr dazu und zu den Forderungen der bagfa:

Kreativ bleiben

  • Engagement muss und kann neu gedacht werden: Selbstwirksamkeit kann auch durch digitale Nähe hergestellt werden. Denken Sie ums Eck, wo sich auch zukünftig Bedarfe auftun können oder auch wo Menschen sinnvoll von zu Hause aus aktiv werden können.
  • Recherchieren Sie zum Beispiel, wo es Engagementmöglichkeiten gibt, die digital von zu Hause erledigt werden und für Organisationen nützlich sein könnten. Auch jenseits der Corona-Herausforderungen, wie z.B. Layout- und Designaufgaben, Social-Media Auftritte, Website-Überarbeitungen, Kommunikationskonzepte etc. Hilfreich ist hier die Plattform youvo.org – dort können soziale Organisationen Projekte aus dem Kommunikations- und Digitalbereich ausschreiben und kreative Unterstützung erhalten, die dezentral und online stattfinden kann.
  • Überlegen Sie z.B. Wege, wie Sie Risikogruppen digitale/elektronische Kommunikation ermöglichen können.
  • Eine nützliche Informationsrubrik, die auch Freiwillige recherchieren könnten, wären alltagspraktische Tipps für Eltern, Kinder, Home-Office-Arbeitende und zum Heimsport.
  • Nutzen Sie die Potenziale Ihres Netzwerkes: Menschen können ihr bisheriges Engagement auch über digitale Kanäle ausüben, zum Beispiel: Zeitung vorlesen für ältere Menschen in Heimen, Geschichten erzählen für Kinder. Die Voraussetzung wäre, die entsprechenden digitalen Kommunikationswege herzustellen, zum Beispiel auch über die Leitung des Altenheims etc.
  • Noch ein anderer Blickwinkel: Auch die sogenannten Risikogruppen können sich von zu Hause aus engagieren.
  • Sammeln Sie gute Engagement- und Aktionsideen der Menschen ein und teilen diese. Die Freiwilligenagentur Magdeburg sammelt auf ihrer Website beispielsweise laufend Kontaktfreie Engagement-Ideen gegen Corona-Frust.

Stoßen Sie Aktionen vor Ort an, wie z.B. das gemeinsame Balkonsingen von der Bürgerstiftung/Freiwilligenagentur Jena oder der Märchen-Kanal auf YouTube von den Aktiven Bürgern Lichtenfels.

Und über den Tellerrand schauen

Der internationale Dachverband IAVE hat eine erste Telefonkonferenz zu den Herausforderungen für das Engagement durchgeführt. Der bagfa-Vorstand Wolfgang Krell hat hier in einem Protokoll erste Erfahrungen aus anderen Ländern dargelegt. Auf seiner Webseite bietet IAVE inzwischen ebenso Einblicke und zu unterschiedlichen Themen Webinare an (hier).


Freiwilligenagenturen in der Coronahilfe

Engagement am Anfang der Corona-Pandemie: Aktivitäten und Einsichten von Freiwilligenagenturen

Ergebnisse einer Umfrage Mitte März 2020

60 Freiwilligenagenturen aus ganz Deutschland haben zwischen 14. und 19. März 2020 einen kurzen Fragebogen der bagfa beantwortet. Die Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich hier

Diese Freiwilligenagenturen sind momentan im Bereich der Coronahilfe aktiv: 


Wo wir uns noch informieren: Weitere Ideen zur Corona-Hilfe


Was wir noch lesen, hören, sehen: Gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen